Endlich Taten folgen lassen
GEDERN/NIDDA – Drei Spiele, zwei Niederlagen – das passt nicht zum Anspruch, den die Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda an sich stellen. Der Zweitligaabsteiger ist in dieser Saison noch nicht in Tritt gekommen, darf sich aber eigentlich keinen weiteren Ausrutscher leisten. Wenn der heimische Drittligist am Sonntag (16.30 Uhr, Sachsenhalle) beim HV Chemnitz gastiert, besteht dementsprechend Zugzwang.
HV Chemnitz – HSG Gedern/Nidda
Sonntag 16.30 Uhr
Wie es zu dieser katastrophalen Leistung und der 20:22-Heimpleite gegen die TSG Ober-Eschbach kommen konnte, dürften sich die Protagonisten in Gedern und Nidda dieser Tage häufiger gefragt haben. Aufgearbeitet jedenfalls wurde die Partie. Ein Muss angesichts der massiven Defizite, die die Wetterauerinnen offenbarten. „So ein Spiel schüttelt man nicht so einfach ab. Wir bekommen es momentan nicht auf die Platte, der Rolle als Favorit gerecht zu werden“, bewertet Trainer Christian Breiler die Problematik als Kopfsache. Die selbst gesteckten – und im Grunde auch völlig angemessenen – Erwartungen, in der Spitzengruppe mitzuspielen, blockieren die Mannschaft bislang wohl eher. Diese Rolle ist man eben nicht gewohnt.
Die Vorstellung, wie die Spielgemeinschaft agieren soll, lässt sich recht klar skizzieren: Eine aktive, aggressive Deckung soll die Basis sein, um über Ballgewinne blitzschnell umzuschalten und zu einfachen Toren zu kommen. Diesen Spielstil will die Breiler-Sieben ihren Gegnern eigentlich aufzwingen, sie damit überrumpeln, ja überrennen. Allein: Von diesem dynamischen Power-Handball ist bisher wenig zu sehen. Im Gegenteil: Es knirscht und knarzt an allen Ecken. Die Intensität des Verteidigens stimmt nur gelegentlich, beim Umschalten gehen noch zu viele Bälle verloren, im Positionsangriff fehlen sowohl Passsicherheit als auch Spielfluss. Das Resultat waren die überraschenden Niederlagen bei Ketsch II (23:25) und gegen Ober-Eschbach.
„Es gibt Phasen, in denen alles funktioniert, und solche, in denen das Gegenteil der Fall ist“, sagt Breiler. Aus dieser Situation muss sich seine Mannschaft nun so schnell als möglich befreien. „Wir müssen einen Weg finden, uns da rauszuarbeiten“, verdeutlicht Breiler. Eine Herangehensweise bestand darin, an den offenbarten Schwächen zu arbeiten, allem voran an der mangelnden Bereitschaft zum Führen von körperlich intensiven Zweikämpfen sowohl im Angriff als auch in der Abwehr. Diese Grundelemente sollen in Chemnitz wieder auf die Platte gebracht werden. „Es geht nur über Kampf, Arbeiten und unbedingten Willen“, stellt Breiler klar. „Wir müssen alles reinlegen. Nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten auf dem Spielfeld.“
Denn absehbar ist, dass es im Sächsischen keine Schönheitspreise zu gewinnen gibt, sondern ein Kampfspiel wartet. Denn der HVC – gestartet mit einem 19:12-Erfolg in Ober-Eschbach sowie einer 17:24-Heimniederlage gegen Markranstädt – hat bislang spielerisch auch nicht gerade überzeugt, sucht nach einer alles andere als optimalen Vorbereitung sein Glück vor allem über die kompakte 6:0-Deckung. Mit dem Unterschied, dass es für Chemnitz, das im dritten Jahr drittklassig ist, in allererster Linie um den Klassenerhalt geht.
Beim Unterfangen, auch im Angriffsspiel wieder ein anderes Gesicht zu zeigen, wird Gedern/Nidda auf die Wurfstärke von Kristin Amos verzichten müssen. Die Rückraumlinke fehlt aus beruflichen Gründen, ist aber angesichts ihrer Handverletzung ohnehin noch nicht voll einsatzfähig. Ein Besuch bei einem Spezialisten in Heidelberg im Laufe der nächsten Woche soll Klarheit über den weiteren Weg bringen. In Chemnitz müssen also andere den Karren aus dem Dreck ziehen.
Quelle: Kreis-Anzeiger (19.10.2019)