Angriffslust mit emotionaler Komponente
3. LIGA Gedern beherrscht Dortmund / HSG-Trio Patz, Hess und Pfaff verabschiedet
NIDDA – (flo). Richtig emotional wurde es erst nach der Schlusssirene. Schon in der Schlussminute des 40:32 (21:17)-Heimsiegs der HSG Gedern/Nidda gegen Borussia Dortmund II hatten sich die 400 Zuschauer in der pickepackevollen Niddaer Gymnasiumhalle zu stehenden Ovationen erhoben.
HSG Gedern/Nidda – Borussia Dortmund II 40:32
Als dann mit Claudia Pfaff, Nadin Patz und Gloria Hess drei Spielerinnen, die über ein Jahrzehnt in Diensten des heimischen Frauenhandballdrittligisten standen, verabschiedet wurden, war die Gefühlswelt breit gefächert. Hie und da kullerte die eine oder andere Träne, bei anderen herrschte schlichtweg Freude über den gelungenen Abschied.
„Ein riesiges Dankeschön an alle drei, es war eine schöne Zeit“, sagte Gedern/Niddas Trainer Christian Breiler, ehe der Vorsitzende Martin Schindler Präsente – alle drei Spielerinnen erhielten einen Kräutergarten, ein Mannschaftsbild sowie eine goldene Dauerkarte bis ins Jahr 2047 – verteilte.
Da geriet es fast zur Nebensache, dass die Spielgemeinschaft am Saisonfinale noch auf Tabellenplatz sieben der 3. Liga West sprang und erstmals in dieser Runde 40 Treffer erzielte. Zugegebenermaßen: Borussia Dortmund II, das ohne Verstärkungen aus der Bundesligamannschaft angereist war, entpuppte sich als ein geeigneter Kontrahent zum Schaulaufen. Und das scheidende Trio hatte seinen Spaß: Nadin Patz wurde ein ums andere Mal am Kreis bedient, erzielte sieben Tore. Rechtsaußen Claudia Pfaff netzte drei Mal ein, Rückraumakteurin Gloria Hess vier Mal. „Es war ein schöner Abschluss, sowohl für die drei als auch für die Mannschaft insgesamt“, formulierte Breiler.
Eine bärenstarke Leistung zeigte Isabell Schüler. Die Linksaußen traf förmlich nach Belieben, ob im Gegenstoß oder im Positionsangriff, wurde dabei auch zuhauf gut in Szene gesetzt. 13 Tore bei fast hundertprozentiger Trefferquote gingen auf Schülers Konto. Und noch eine Personalie: Kirsten Schindler, die sich im Oktober an der Schulter verletzt hatte und seitdem pausieren musste, feierte ihr Comeback. Die 19-Jährige durfte – womöglich auch aufgrund des krankheitsbedingten Fehlens von Johanna Schmidt – im rechten Rückraum ran, spielte allerdings ausschließlich im Angriff.
Von Beginn an entwickelte sich ein munterer Schlagabtausch. In der 8. Minute leuchtete bereits ein 6:6 auf der Anzeigetafel. Danach erarbeitete sich die HSG Gedern/Nidda aber zusehends mehr Vorteile. Im Umschaltspiel gingen die Wetterauerinnen konsequent zu Werke, waren aber auch im gebundenen Spiel flott und zielstrebig unterwegs. Per Tempogegenstoß stellte Rechtsaußen Christin Schnarr in der 14. Minute auf 13:8. Zur Pause lag man mit 21:17 vorne.
„Man hat bei beiden ein bisschen gesehen, dass es um nichts mehr ging“, befand HSG-Coach Breiler. Wenn man denn einen Makel suchen hätte wollen, dann hätte man ihn in der Abwehrleistung finden können. Zumal die gut aufgelegte Sandra Stroh nach ihrer Einwechslung noch einige Chance entschärfte. Allein: Diese Defizite interessierten an diesem Abend niemanden. Angriffslust statt Abwehrschufterei.
Im zweiten Abschnitt zog die HSG schnell davon, führte in der 36. Minute mit 28:19. Passend: Das 30. Tor erzielte Nadin Patz. Linksaußen Schüler besorgte mit dem 34:24 (46.) den ersten zweistelligen Vorsprung. Ein Bilderbuchabschluss war dann, dass ausgerechnet Claudia Pfaff den 40. und somit letzten Treffer ihrer Farben beisteuerte. „Danke für die schöne Zeit“, meinte die 36-Jährige und sagte in Richtung der Fans: „Südkurve, ich komme!“ Für die HSG Gedern/Nidda indes kommt jetzt zunächst einmal die Sommerpause.
HSG Gedern/Nidda – Borussia Dortmund II 40:32 (21:17). HSG Gedern/Nidda: Stroh (ab 23.), Röhr; Pfaff (3), Patz (7), Schüler (13), Niebergall, Schnarr (1), Hess (4/1), Schmeißer, Jordanic, Eisenacher (6), Nagy (1), Camdzic (5/5).
Dortmund II: Wilkus (ab 31.), Röttger; Kuhlmann (2), Kriwat (4/1), Rühling (1), Funke (6), Yusif (3), Spaan, Rynas (8), Bleckmann (7/2), Kocevska (1).
Schiedsrichter: C. Kamper/K. Kamper (Mönchengladbach) – Zuschauer: 400 – Zeitstrafen: 10:10 (Patz, Jordanic, Schindler, Nagy (2)/Rühling, Yusif (3), Rynas) – Rot: Yusif (33., dritte Zeitstrafe) – Siebenmeter: 7/6:5/3 – Spielfilm: 9:7 (10.), 16:13 (20.), 21:17 (30.), 26:18 (35.), 30:23 (40.), 37:27 (50.), 40:32 (60.).
Quelle: Kreis-Anzeiger (02.05.2017)