Gedern/Nidda legt Saison wie im Rausch hin

Die Wetterau hat ab der nächsten Saison einen Zweitligisten: Die Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda schafften einen Aufstieg mit Hindernissen – und hegen den Teamgedanken.

Die zunehmende Kommerzialisierung des Mannschaftssports mit einhergehendem Traditionsverlust und einer Zunahme der Söldnermentalität verstimmt zunehmend die Fans und sorgt für Diskussionsstoff. Umso erfreulicher, wenn es immer mal wieder kleinen Vereinen gelingt, die Phalanx der Großen zu durchbrechen. Im mittelhessischen Raum nimmt der TV Hüttenberg eine solche Rolle ein. Verein der Stunde in der Region ist jedoch die HSG Gedern/Nidda aus der östlichen Wetterau. Die Handballfrauen der HSG haben in der abgelaufenen Saison in der 3. Liga für Furore gesorgt und sind in die 2. Bundesliga aufgestiegen.

In einer Region, in der Frauenhandball seit jeher eine große Tradition hat, ist in der abgelaufenen Saison und nun mit dem Aufstieg eine regelrechte Handballeuphorie ausgebrochen. Andere Vereine haben vielleicht bessere Einzelspielerinnen, die HSG Gedern/Nidda kommt über das Kollektiv. Dass alte Werte wie Vereinstreue nicht auf der Strecke bleiben, ist für den Klub genauso wichtig wie der sportliche Erfolg.

Der Weg – In der Spielzeit 2010/2011 wurde die Meisterschaft in der Landesliga errungen. In der darauf folgenden Spielzeit gelang ein Durchmarsch in der Oberliga Hessen und der Aufstieg in die 3. Liga, die nach regionalen Gesichtspunkten in vier Staffeln unterteilt war. Fünf Jahre spielte die HSG in der West-Staffel, ehe im letzten Jahr die Umgruppierung in den Osten erfolgte. Dort gelang der große Wurf. Ab dem 3. Spieltag stand Gedern/Nidda an der Tabellenspitze, verspielte die Tabellenführung am letzten Spieltag noch und stieg am Ende trotzdem in die 2. Bundesliga auf.

Die Dramaturgie der letzten Wochen – 10. April: Tabellenführer Gedern/Nidda hat drei Punkte Vorsprung vor Kleenheim; 14. April: Kleenheim gewinnt mit 23:19 in Nidda; 21. April: Gedern/Nidda verliert 20:30 in Obereschbach und wird Vizemeister. Der Aufstieg scheint verpasst; 22. April: In der Südstaffel verliert Tabellenführer Haunstetten das letzte Spiel und wird nur Dritter. Die beiden Erstplatzierten sind nicht aufstiegsberechtigt. In der Oststaffel will Meister Kleenheim nicht aufsteigen und macht den Weg frei für Gedern/Nidda.

Die Erfolgsgaranten – Unzählige Menschen engagierten sich für ihre HSG, der Kopf des Projekts ist Martin Schindler. Als Spieler, Trainer und Schiedsrichter ist er das derzeit wohl bekannteste Gesicht der HSG. Er leitet gekonnt die Geschicke der Spielgemeinschaft und investiert täglich vier bis fünf Stunden seiner Zeit für den Handball und den Verein. Im sportlichen Bereich hat der 40-jährige Christian Breiler das Sagen. Seit dem der A-Lizenzinhaber 2010 die HSG in der Landesliga übernahm, ging es stetig nach oben. Unterstützt wird er von Stefanie Thiele als spielende Co-Trainerin, Sabine Otto als Torwart-Trainerin und von Fitness-Trainerin Nicole Giese, die mit ihrer Arbeit die Mannschaft auf einen anderen Level gehoben hat.

Drei Talente kommen

Die Mannschaft – Mit Johanna Becker, Nikolett Nagy, Barbara Thum und Jasmin Camdzic gibt es vier Abgänge. Demgegenüber stehen mit Kristin Amos (Bruchköbel), Aimee Mitzkat und Carmelina Mulch (beide Hungen/Lich) drei junge Spielerinnen als Neuzugänge bereits fest, die für den Rückraum eingeplant sind. Mit Sandra Elisath (Lumdatal) kommt noch eine Torfrau. Der herausragende Mittelblock mit Hannah Rösner und Leonie Nowak bleibt erhalten. Damit steht das Abwehrgerüst. Die Planungen sehen vor, jede Position doppelt zu besetzen.

Erwartungen – Vom ersten Spieltag an wird es gegen den Abstieg gehen. Mutmacher sind Resultate der abgelaufenen Saison. Von den vier Aufsteigern belegten drei Mittelfeldplätze in der Tabelle und nur einer stieg ab. Große Hoffnung setzt man auf die Heimspiele. Die HSG hat eine treue Fangemeinde, die Spiele sind durchgehend ausverkauft und auch bei weiten Auswärtsfahrten sind zahlreiche Zuschauer dabei.

Wünsche – In erster Linie der Klassenerhalt. Dazu kommt es darauf an, dem Umfeld die neuen, gestiegenen Anforderungen bewusst zu machen, damit nach Niederlagen nicht alles in Frage gestellt wird. Zuwachs an neuen Sponsoren und Werbepartnern wird ebenso angestrebt, wie neue engagierte Mitarbeiter mit Ideen und Mut zu deren Umsetzung zu gewinnen.

Quelle: Wetterauer Zeitung (26.05.2018)