Mitten im Akklimatisierungsprozess
GEDERN – / (flo). Nein, Missmut herrscht gewiss nicht bei den Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda. Die beiden Niederlagen zum Start in der 2. Bundesliga waren einkalkuliert, alles andere wäre eine faustdicke Sensation gewesen. Optimal ist die Lage dennoch nicht: Durch die schwierige Personalsituation gerät die Weiterentwicklung kurzfristig etwas ins Stocken. Am Samstag (18.15 Uhr, Staufer Sporthalle) ist der Aufsteiger beim VfL Waiblingen gefordert.
Samstag, 18.15 Uhr VfL Waiblingen – HSG Gedern/Nidda
„Kämpferisch gibt es nichts zu meckern, aber handballerisch müssen wir uns steigern, um irgendwann auch mal Punkte zu holen“, macht Trainer Christian Breiler vor dem dritten Saisonspiel unmissverständlich klar. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht die drastische Minimierung der technischen Fehler, in Zwickau und gegen Beyeröhde verloren die Wetterauerinnen viel zu viele Bälle und rannten deshalb in Gegenstöße. Das ist aktuell eine der größten Problemzonen der HSG. Vor allem ist es eine, die gleich doppelt schmerzt. Zum einen: Durch derlei simple Treffer erhöht sich die Anzahl der Gegentore deutlich. Zum anderen: Gegenstöße implizieren, dass die Breiler-Truppe den Gegner nicht in den Positionsangriff zwingt. Genau das wäre aber die Grundvoraussetzung, um über Ballgewinne selbst zu einfachen Toren über die erste und zweite Welle zu kommen. Tore, die Gedern/Nidda aufgrund der individuellen Unterlegenheit zwingend benötigt.
HSG-Coach Breiler verlangt von seiner Mannschaft eine verbesserte Entscheidungsqualität und mehr Struktur im Angriff. Letztere ging zuletzt gegen Beyeröhde in der zweiten Hälfte völlig flöten. „Wir müssen uns wieder mehr ans Konzept halten“, fordert der 41-Jährige. „Der Aufbau zum Abschluss muss besser werden, wir müssen die gegnerische Abwehr in Bewegung bringen und längere Angriffe spielen, damit wir eine vernünftige Wurfposition bekommen.“ Was gerade dann zur Herausforderung wird, wenn es mal nicht rund läuft.
Dafür ist auch mehr Führungsqualität unabdingbar. „Unsere Mittelleute müssen mehr Initiative ergreifen, um das Spiel an sich zu reißen und zu lenken. Gerade in Phasen, wo wir uns schwer tun“, sagt Breiler. Gute Entscheidungen zu treffen, wenn bestimmte Spielzüge nicht funktionieren, die Systeme exakt auf den Punkt zu spielen – das ist ein Entwicklungsprozess, den Gedern/Nidda noch längst nicht vollendet hat.
Es gibt also – das war nach dem Sprung in die 2. Liga ohnehin klar – einiges, an dem zu arbeiten wäre. „Wir müssen uns“, sagt Breiler, „im Training gegenseitig auf ein höheres Niveau bringen.“ Das ist derzeit alles andere als einfach. Seit vier Wochen hat die HSG nicht mehr in voller Besetzung trainiert, auch in dieser Woche fehlten wieder einige Spielerinnen.
Rückraumspielerin Kristin Amos (berufliche Gründe) und Kreisläuferin Leonie Nowak, die weiterhin mit den Nachwirkungen ihrer Halswirbelsäulenzerrung und -verstauchung zu kämpfen hat, konnten in dieser Woche nur stellenweise trainieren. Zudem lag Rechtsaußen Kirsten Schindler mit einer Grippe flach, ist auch für das heutige Spiel fraglich. Rückraumkraft Johanna Becker wird erst zum Spiel aus dem Urlaub zurückkehren „Auf diesem Niveau ist das dann schwierig. Wir können im Training nicht das machen, was ich gerne machen würde“, erklärt der Trainer. Gruppentaktische Übungen sind kaum möglich.
Um im Baden-Württembergischen gut auszusehen, wird die HSG insbesondere die starke Rückraumreihe um die Halblinke Monika Odrowska und die Halbrechte Lea Gruber in den Griff bekommen müssen. Breiler sagt: „Wir müssen den Fokus auf uns richten und gucken, dass wir unser Niveau peu á peu steigern.“ Um so beim Vorjahresachten, der mit einer 26:36-Pleite gegen Rödertal und einem 29:23-Auswärtserfolg beim Aufsteiger Nord Harrislee in die Saison gestartet ist, womöglich einen Überraschungscoup zu landen.
Quelle: Kreis-Anzeiger (22.09.2018)