Duell der Aufsteiger in der 2. Bundesliga
GEDERN/NIDDA (flo). Die ersten Punkte in der 2. Bundesliga? Darüber will Christian Breiler, Trainer der HSG Gedern/Nidda, gar nicht nachdenken. Seine Vorgabe ist eine andere, aber dennoch unmissverständlich. „Ich will von der Mannschaft eine Reaktion sehen“, fordert der 41-Jährige, dessen Handballerinnen am Samstag (18 Uhr, Gymnasiumhalle Nidda) den TSV Nord Harrislee zum Aufsteigerduell zu Gast haben.
Samstag, 18 Uhr
HSG Gedern/Nidda – Nord Harrislee
Die Zauberworte in diesen Tagen lauten: Dranbleiben, sich nicht entmutigen lassen. Die HSG-Ballwerferinnen werden einen Weg finden müssen, die vielen und teils deutlichen Niederlagen dergestalt zu kanalisieren, dass sie daraus lernen und daran wachsen. Leichter gesagt als getan. Aber zwingend notwendig, um mental und moralisch nicht in eine Negativspirale zu geraten. „Wir müssen sehen, den Kopf auch nach einem Spiel wie gegen Bremen nicht in den Sand zu stecken, sondern mit Mut und Willen an die Aufgaben heranzugehen und es dem Gegner so schwer wie möglich zu machen“, sagt Breiler. Er weiß: „Für die gesamte Stimmungslage wäre eine gute Leistung wichtig.“
Andernfalls dürfte der Kopf eine immer größere Rolle spielen. Ohnehin: Spielerinnen, die vorangehen, werden derzeit händeringend gesucht. Die Diskussion um Führungskräfte bei den Wetterauerinnen ist nicht ganz neu. Sportlich verfügt das Breiler-Team durchaus über Spielerinnen, die Verantwortung übernehmen. Doch es mangelt an Charakteren, die in schwierigen Phasen positive Energie ausstrahlen, die eine Mannschaft mitreißen und wachrütteln können. Kurzum: Mentalitätsmonster gibt es beim Aufsteiger nur wenige. Im Grunde ist Kreisläuferin Leonie Nowak die einzige, die in diese Kategorie einzuordnen ist. „Wir sind nicht mit Persönlichkeiten, die eine Mannschaft in allen Situationen in die richtige Richtung führen, gesegnet“, meint Breiler. Ein Grund dafür: „Wir haben viele junge Spielerinnen, die in diesen Bereichen völlig unerfahren sind.“
Ein Rückschlag ist, dass die wurfstarke Rückraumspielerin Kristin Amos aufgrund einer Magen-Darm-Infektion gegen Nord Harrislee auszufallen droht. Definitiv fehlen wird Linksaußen-Backup Carmelina Mulch (Grippe). Immerhin ist Abwehrchefin Nowak nach der langwierigen Halswirbelsäulenverletzung wieder auf dem Wege der Besserung. Auch Linksaußen Isabell Schüler, die in der vergangenen Woche aufgrund von Oberschenkelproblemen pausiert hatte, trainierte zuletzt wieder voll mit.
Klar ist, dass sich die HSG Gedern/Nidda in sämtlichen Bereichen, sowohl im Angriff als auch in der Abwehr, steigern muss. „Mir ist wichtig“, stellt Breiler klar, „dass wir von der ersten bis zur letzten Minute eine gescheite Leistung abrufen.“ Ohne große Schwankungen, ohne unnötige Fehler, ohne fatale Schwächeperioden. Stattdessen mal ein Spiel bis in die Schlussphase hinein offenhalten.
Nach den bisherigen Eindrücken dieser Saison gehen die Wetterauerinnen nicht unbedingt favorisiert ins Duell gegen den Aufsteiger aus dem hohen Norden. „Nord Harrislee ist einfach schon ein Stück weiter als wir“, findet Breiler. Die Schleswig-Holsteinerinnen, die bereits einmal gewonnen haben (26:23 in Bremen), stellen eine kompakte Deckung mit einem starken Mittelblock, spielen vorne diszipliniert, verfügen zudem mit Mittelfrau Merle Carstensen (25 Tore) und der Rückraumlinken Franziska Peters (22/2 Tore) über zwei sehr wurfstarke Akteurinnen. Letztere wird lokalen Medien zufolge jedoch ebenso wie Torfrau Nane Sibbersen fehlen – was Harrislee-Trainer Herluf Linde auf Nachfrage weder bestätigen noch verneinen wollte.
623 Kilometer einfache Strecke wird Nord Harrislee zurücklegen müssen, fuhr deswegen bereits gestern los und übernachtete in Kassel. „Die Mädchen trainieren fleißig und ehrgeizig, aber wir haben noch einige Entwicklungsschritte vor uns“, erklärt Linde. Seine Marschroute: „Wir schauen sehr viel auf uns und versuchen, unsere Leistung abzurufen.“ Ein Ansinnen, das beide Mannschaften eint.
Quelle: Kreis-Anzeiger (13.10.2018)