Sensationeller Sieg der HSG Gedern/Nidda in Berlin
NIDDA/BERLIN (flo). Wer die deutsche Hauptstadt bereist, bringt in aller Regel Souvenirs mit nach Hause. Auch die Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda traten die lange Heimreise nicht mit leeren Händen, sondern vielmehr mit einem Mitbringsel der ganz besonderen Art an: Nämlich mit zwei Punkten. Denn bei den Füchsen Berlin setzte sich der Aufsteiger mit 26:24 (14:13) durch und feierte in der 2. Bundesliga damit den zweiten Sieg hintereinander.
Füchse Berlin –
HSG Gedern/Nidda 24:26
Als die letzten Sekunden dieses Spiels heruntertickten, hörte man in der Charlottenburger Sporthalle nur noch die 35 aus dem Oberhessischen mitgereisten Fans. Eine stattliche Anzahl angesichts der großen Entfernung, manche waren gar mit dem Flieger nach Berlin gekommen. In den frühen Morgenstunden des Sonntags gegen halb fünf war der Bus schließlich wieder in Nidda angekommen – mit sehr müden, aber überglücklichen Insassen. „Es ist Wahnsinn, jetzt zwei Spiele hintereinander gewonnen zu haben“, fasste HSG-Trainer Christian Breiler die Freude über den Überraschungscoup in Worte. Der Vorwochenerfolg gegen Nord Harrislee war also nicht nur ein Strohfeuer, sondern der erhoffte Knotenlöser. „Man hat gemerkt, dass der Sieg letzte Woche für den Kopf und fürs Selbstvertrauen richtig gut getan hat“, sagte Breiler.
Von Beginn an spielten die Wetterauerinnen couragiert auf und gestalteten die Begegnung ausgeglichen. Defensiv knüpfte die Spielgemeinschaft nahtlos an den starken Auftritt gegen Nord Harrislee an, bearbeitete den Füchse-Angriff mit hoher Intensität und Zweikampfstärke. Dementsprechend gelang es dem Rückraum der Berlinerinnen kaum, sich zu entfalten. Die Zahlen belegen dies: Torjägerin Vanessa Magg erzielte auf Halbrechts nur vier Treffer, die Halblinke Anna Blödorn traf insgesamt sieben Mal, davon allerdings drei Mal per Siebenmeter. Bis zum 6:6 (13.) war das Duell vollauf ausgeglichen, danach erspielten sich die Gäste erste Vorteile. Die Rückraumrechte Hanna Rösner warf nach einer gelungenen Eins-gegen-Eins-Aktion zur 9:7-Führung (16.) ein, anschließend nutzte Gedern/Nidda eine Überzahlsituation optimal aus und setzte sich auf 11:7 (18.) ab. Ärgerlich nur, dass die Gäste diese gute Ausgangsposition durch einige Ballverluste, Fehlwürfe und schnelle Gegentreffer wieder aus der Hand gaben. Mit einem 4:0-Lauf glich Berlin zum 11:11 (24.) aus, ehe sich die Breiler-Truppe wieder steigerte und zur Pause immerhin mit 14:13 vorne lag.
Nach Wiederbeginn gelang es dem Aufsteiger erneut, sich etwas abzusetzen. Zum einen, weil die stabile, sehr aufmerksame 6:0-Abwehr und Torfrau Sandra Elisath einen guten Job verrichteten. Zum anderen, weil man im Angriff immer wieder gute spielerische Lösungen fand, sowohl aus der zweiten Reihe gefährlich war als auch zuhauf aus der Nahdistanz zum Abschluss kam. Der mutige Siebenmeter-Heber von Rechtsaußen Kirsten Schindler zur 17:14-Führung (39.) brachte das Selbstvertrauen der Wetterauerinnen zum Ausdruck, die Rückraumlinke Kristin Amos erhöhte mit einem echten „Geschoss“ aus über neun Metern sogar auf 19:15 (44.).
Zwar verkürzten die Füchse danach mehrfach auf zwei Tore, doch die HSG hielt dem Druck in dieser diffizilen Phase stand, leistete sich im Gegensatz zu vielen bisherigen Partien keine gravierende Schwächephase. „Wir haben nicht so viele leichte Fehler wie in anderen Spielen gemacht und im Angriff diszipliniert gespielt“, konstatierte Breiler. Dessen Mannschaft nutzte schließlich zwei Berliner Ballverluste, um auf 25:20 (55.) davonzuziehen. Bis dahin hatten die Gäste in Hälfte zwei gerade einmal sieben Gegentore kassiert. Dass die Füchse ihre Deckung danach etwas öffneten, auf den Halbpositionen sehr offensiv agierten, bereitete der HSG zwar einige Schwierigkeiten. Doch das zuvor erarbeitete Polster war groß genug, um den Sieg über die Bühne zu bringen.
„Wir hatten das Quäntchen Glück, haben das Spiel aber verdient gewonnen“, sagte HSG-Trainer Breiler. „Wie wir das gemeistert haben, war richtig gut.“ Mit 4:8 Punkten steht Gedern/Nidda fürs Erste auf einem Nichtabstiegsplatz. Und hat nun das Duell mit dem verlustpunktfreien Tabellenführer Kurpfalz Bären am nächsten Samstag vor Augen.
Quelle: Kreis-Anzeiger (22.10.2018)