HSG Gedern/Nidda trotz handfestem Auftritt abgerutscht
Nidda/Melsungen (flo). Den haushohen Favoriten mächtig geärgert, ihn sogar ins Wanken gebracht, aber letztlich doch verloren: Die Zweitliga-Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda sind mit einer sehr ordentlichen Leistung ins neue Jahr gestartet, mussten sich im Hessenderby beim Tabellenachten SG 09 Kirchhof allerdings mit 23:29 (11:15) geschlagen geben. Weil die DJK/MJC Trier beim TuS Lintfort gewann, rutschen die Wetterauerinnen damit auf den letzten Platz des Klassements ab.
SG 09 Kirchhof –
HSG Gedern/Nidda 29:23
„Es ist einfach ärgerlich, dass wir dieses Spiel verloren haben. Es war mehr drin, aber uns hat die Abgezocktheit gefehlt“, fand Jessica Schmeißer. Die 24-Jährige, sonst im Innenblock und am Kreis zu finden, tauchte dieses Mal in ungewohnter Rolle auf: Als Rechtsaußen. „Ich glaube, ich habe diese Position das erste Mal gespielt“, lachte sie. Freitags hatte Trainer Christian Breiler seine Spielerin auf diese Maßnahme vorbereitet, ihr erklärt, was zu tun sei.
Nämlich: Die Räume von Kirchhofs Linksaußen Christin Kühlborn einzuengen. „Jessi hat gegen Kühlborn die erste und zweite Welle und den schnellen Anstoß verhindert, da ist Kühlborn normal sehr stark, weil sie in der Abwehr auf Halb deckt und somit sehr schnell vorne ist“, erläuterte Breiler den taktischen Winkelzug, der dazu führte, dass die etatmäßige Rechtsaußen Kirsten Schindler fast 60 Minuten lang auf der Bank Platz nehmen musste. „Das hat gut funktioniert. Kühlborn hatte zwei, drei Aktionen, aber nicht zehn, elf“, sagte Breiler.
Vor der bemerkenswerten Kulisse von 729 Zuschauern hatte die HSG über die volle Dauer einen soliden, konkurrenzfähigen Handball mit einer starken Deckungsleistung, einer guten Sandra Elisath im Tor (13 Paraden) und einigen ansprechenden Offensivaktionen gezeigt, aber eben ein paar Fehler zu viel gemacht. Schon in der ersten Hälfte, als man Kirchhof mehrfach in dessen gefürchtetes Gegenstoßspiel kommen ließ, die gute Kreisläuferin Dione Visser nicht so recht in den Griff bekam und zudem drei, vier beste Chancen nicht nutzte. Die Folge war ein 11:15-Rückstand zur Pause.
Der jedoch nichts daran änderte, dass die Spielgemeinschaft ihre Chance auf eine Überraschung erkannt hatte. Dementsprechend startete die Breiler-Sieben mit Entschlossenheit in die zweite Hälfte. Die Rückraumlinke Kristin Amos (9/6 Tore), die insbesondere mit einer Hundertprozentquote von der Siebenmeterlinie überzeugte, brachte ihre Farben auf 14:16 (34.) heran. Danach entwickelte sich ein einziges Auf und Ab, in dem es Kirchhof nicht verstand, herausgeworfene Führungen zu verwalten, und Gedern/Nidda es verpasste, das Momentum vollends auf seine Seite zu ziehen. Mehrfach kämpfte sich die HSG wieder heran, leistete sich dann, wenn es richtig eng hätte werden können, aber Ballverluste oder Fehlwürfe.
Etwa in jener Phase, in der die Wetterauerinnen durch einen Tempogegenstoß von Sabine Eisenacher sowie einen Zweite-Welle-Treffer von Hanna Rösner erst auf 21:24 (52.) verkürzt hatten und dann in Überzahl sogar erneut in Ballbesitz kamen. Auf der Gegenseite jedoch landete der Amos-Wurf im Kirchhofer Deckungsblock. Was folgte, ist auch schlichtweg ein Beweis für die ungleiche Qualität beider Mannschaften: Völlig aus dem Nichts und bei drohendem Zeitspiel feuerte Diana Sabljak, die mit 14/7 Toren herausragende Halblinke der SG 09, einen Hüftwurf zum 25:21 (54.) ins Netz. Es war die Vorentscheidung. „Wir würden uns diesen Wurf nicht nehmen“, verdeutlicht HSG-Coach Breiler. „Wir hatten ein paar Situationen, in denen wir abschließen können, uns aber nicht trauen, die Aktion zu suchen, die Verantwortung zu übernehmen.“
Wichtige Spiele
Trier, Herrenberg, Zwickau – so lauten die nächsten, sehr wichtigen Aufgaben des neuen Schlusslichts. Aus diesen drei Spielen sollte die HSG unbedingt Zählbares holen. Freilich, der Auftritt in Melsungen taugt dazu, diesen Begegnungen hoffnungsvoll entgegenzublicken. Doch dafür muss es Gedern/Nidda schaffen, an eben diese Leistung anzuknüpfen. Und genau das hat im bisherigen Saisonverlauf längst nicht immer funktioniert.
Quelle: Kreis-Anzeiger (07.01.2019)