HSG Gedern/Nidda enttäuscht gegen SG Herrenberg
NIDDA – Natürlich hatten sie sich gegen einen dezimierten Gegner einiges erhofft. Doch aus den anvisierten Big Points im Abstiegskampf wurde für die Zweitliga-Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda nichts. Was blieb, waren vielmehr große Enttäuschung und ein herber Rückschlag. Das schmerzhafte 20:24 (10:11) gegen die SG H2Ku Herrenberg bedeutete die bereits siebte Heimpleite. Und lieferte einmal mehr die Erkenntnis, dass sich der Aufsteiger vor allem selbst im Weg steht.
HSG Gedern/Nidda –
SG H2Ku Herrenberg 20:24
War es der Druck, der eine hemmende Wirkung auf die Wetterauerinnen entfaltete? Viel anders ist diese insbesondere im Angriffsspiel desolate Leistung jedenfalls kaum zu erklären. „Eigentlich wollten wir einfach eine gute Leistung zeigen, da gab es keinen Druck“, sagte Trainer Christian Breiler, an dem diese Darbietung seines Teams merklich nagte. „Insgesamt“, legte der 41-Jährige nach, „war das einfach ein enttäuschender und peinlicher Auftritt, das war schon ernüchternd.“ Und weiter: „Es gibt keinen Druck vom Verein, wir haben die Zuschauer im Rücken, aber versagen in den Heimspielen auf ganzer Linie.“ Harte und deutliche Worte, doch dieser berechtigten Kritik muss sich die Mannschaft nach den schwachen Heimspielen gegen Nürtingen (26:31), Rödertal (24:29) und nun Herrenberg stellen.
Von der ersten Minute an hatte die HSG in der Offensive größte Schwierigkeiten. Herrenbergs 6:0-Abwehr um die erstligaerfahrene Ex-Nationalspielerin Katrin Schröder im Innenblock agierte im Verbund sehr kompakt, verteidigte in den Zweikämpfen bissig und trat auf den Halbpositionen immer wieder offensiv heraus. Gedern/Nidda gelang es indes häufig nicht, in die Tiefe der Deckung zu kommen oder die Rückraumhalben in aussichtsreiche Positionen zu bringen. „Wir haben es das ganze Spiel über nicht geschafft, Herrenbergs Abwehr richtig in Bewegung zu bringen und den Ball laufen zu lassen“, kritisierte Breiler. Noch viel schwerwiegender: Die hanebüchene Chancenverwertung. Elf Fehlwürfe leisteten sich die Wetterauerinnen im ersten Abschnitt, deren 25 war es beim Ertönen der Schlusssirene, darunter etliche freie Gelegenheiten. Und das von nahezu allen Positionen. „Da wird es schwer, ein Spiel zu gewinnen“, so der HSG-Coach.
Logische Konsequenz war, dass die Gastgeberinnen früh einem Rückstand hinterherliefen, erst mit 2:5 (13.), dann mit 4:7 (18.) und später mit 6:10 (22.) zurücklagen. Weil Herrenberg danach schwächelte, kämpfte sich die HSG bis zur Pause immerhin auf 10:11 heran. Diese kurze Hochphase blieb aber ein Strohfeuer.
Die zweite Hälfte begann denkbar schlecht: Erst zwei vergebene freie Chancen, dann musste Rückraum-Shooterin Kristin Amos aufgrund einer Handverletzung auf die Bank. Anschließend fiel das Spiel der HSG zunächst völlig in sich zusammen, war vorne fehlerhaft und hinten instabil. So machte man es Herrenberg einfach, den Vorsprung auszubauen. Nach einem 5:1-Lauf waren die Baden-Württembergerinnen beim 12:17-Zwischenstand (39.) in die Erfolgsspur eingebogen.
HSG-Trainer Breiler reagierte mit Auszeit, versuchte es mit Umstellungen und brachte Amos wieder ins Spiel. Nachhaltig von Erfolg gekrönt war all das jedoch nicht. Zu keinem Zeitpunkt dieser Begegnung schaffte es der Aufsteiger, sein Leistungsvermögen auf die Platte zu bringen. Wohlgemerkt gegen einen Gegner, der aufgrund enormer Personalsorgen auf einige Leistungsträgerinnen verzichten musste und mit nur zehn Spielerinnen angereist war.
Als Rechtsaußen Kirsten Schindler, mit sieben Toren beste Werferin der HSG, mit einem Heber auf 15:18 (49.) verkürzte, keimte bei den 410 Zuschauern kurz Hoffnung auf eine Wende auf. Doch die war ebenso schnell wieder dahin. Zwei Hüftwürfe von Herrenbergs U19-Nationalspielerin Lea Neubrander, die in aller Regelmäßigkeit viel zu passiv verteidigt wurde, sorgten dafür, dass der Rückstand wieder auf fünf Tore (15:20/50.) anwuchs. Mit einer Manndeckung gegen Neubrander provozierte Gedern/Nidda in der Schlussphase zwar massenhaft Ballgewinne. Allein: Das half nichts, weil man sich im eigenen Angriffsspiel selbst der größte Gegner blieb. Vier Fehlwürfe und drei Ballverluste alleine in den letzten zehn Minuten sprechen Bände.
Bleibt nur, den Blick nach vorne zu richten. Nämlich auf das anstehende Heimspiel gegen Sachsen Zwickau. „Man muss auch die negativen Sachen verarbeiten. Wir werden nächste Woche wieder angreifen und uns dann hoffentlich nicht so viele Gedanken machen“, sagt HSG-Coach Breiler.
Quelle: Kreis-Anzeiger (21.01.2019)