An der Weggabelung

Gedern/Nidda (flo). Quo vadis, HSG Gedern/Nidda? Vor dem Rückrundenstart befinden sich die Zweitliga-Handballerinnen aus dem Oberhessischen nicht nur in einer Talsohle, sondern auch an einer Weggabelung. Konkret an jener, ob der Aufsteiger frühzeitig den Anschluss verliert oder sein Tief überwindet. Das Kellerduell gegen den BSV Sachsen Zwickau am Samstag (18 Uhr) in der Niddaer Gymnasiumhalle dürfte ein Fingerzeig werden.

Samstag, 18 Uhr, HSG Gedern/Nidda – BSV Sachsen Zwickau

Wunden lecken war in dieser Woche angesagt. Die insgesamt desolate Darbietung bei der 20:24-Schlappe gegen die SG H2Ku Herrenberg war der dritte schlechte Heimauftritt hintereinander und ein echter Stimmungsdämpfer, in dessen Folge Trainer Christian Breiler den Ton auch öffentlich verschärft hatte. Das Spielvideo schaute sich der 41-Jährige erstmals in dieser Saison nicht an, zeigte es auch seiner Mannschaft nicht. „Aus meiner Sicht“, begründet er, „war das in dieser Phase besser.“ Klare Worte dürfte es intern jedoch gegeben haben. Verbunden mit der unmissverständlichen Forderung: „Wir müssen uns einfach anders präsentieren.“ Gegen Zwickau, so viel steht fest, erwartet Breiler eine Reaktion und Steigerung des spielenden Personals.

Vieles ist bei der Spielgemeinschaft offenbar Kopfsache, insbesondere in den Heimspielen. „Die Mädels denken in manchen Situationen zu viel nach, es ist eine gewisse Unsicherheit da“, befindet der HSG-Coach.

Die jahrelange Stärke vor heimischem Publikum hat man jedenfalls eingebüßt. Zwei Punkte aus acht Heimspielen sind nicht nur Tiefstwert der Liga, sondern auch schlichtweg zu wenig für einen möglichen Klassenerhalt. „Die Gegner haben immer gesagt, bei Gedern/Nidda ist es unangenehm zu spielen. Da wollen wir wieder hinkommen und sehen, dass die Gegner die Punkte nicht so einfach mitnehmen“, bekundet Breiler.

Wie aber soll das angesichts des fehlenden Selbstvertrauens gelingen? „Wir müssen uns auf die einfachen Dinge konzentrieren“, sagt der Trainer des Schlusslichts. Bedeutet: Zweikampfführung, Zusammenarbeit in der Deckung, Ballgewinne, Körpersprache. „Wir müssen“, so Breiler, „wieder mehr über den Kampf ins Spiel finden, das Spiel des Gegners zerstören.“ Die klassischen Underdog-Tugenden sollen also eine Besserung herbeiführen. Zudem ist im Angriff wieder mehr Glaube an die eigene Stärke nötig. „Bei den Würfen aus dem Rückraum müssen wir Mut und Überzeugung haben“, wünscht sich Breiler. „Aber das kommt natürlich nicht durch eine Trainingswoche, sondern durch Spiele. Das müssen wir uns erarbeiten.“

Ähnlich und doch ganz anders ist die Lage in Zwickau. Auch beim BSV legt man erhöhten Wert auf Grundtugenden, insbesondere die Defensive soll stabiler werden. Dass der Zweitliga-Dino, seit 1996 ununterbrochen in dieser Klasse beheimatet, als Rang-14. in Abstiegsnot ist, kommt aber überraschend. Eigentliches Ziel war eine Mittelfeldplatzierung. Dass man den eigenen Ansprüchen derart hinterherhinkt, sorgte für einen Trainerwechsel: Der erst im Sommer verpflichtete Rüdiger Bones musste im Dezember gehen, Ex-Erfolgscoach Norman Rentsch, zuletzt bei Erstligist Borussia Dortmund unter Vertrag, übernahm.

Das 28:20 bei Werder Bremen zum Jahresauftakt bedeutete den ersten Sieg seit September. Da allerdings noch ohne Rentsch, der seine beiden bisherigen Partien gegen die Top-Teams Mainz 05 (23:30) und Buchholz 08-Rosengarten (24:27) verlor. Bitter jedoch: Die wurfgewaltige Rückraum-Linkshänderin Katarina Pavlovic fällt aufgrund eines Mittelfußbruchs mindestens drei Monate aus. Bei Zwickaus 33:28-Erfolg im Hinspiel hatte die kroatische Torjägerin der HSG einige Probleme bereitet, traf acht Mal.

Die Wetterauerinnen hingegen können aus dem Vollen schöpfen. Rückraumspielerin Kristin Amos hatte nach ihrer Prellung aus dem Herrenberg-Spiel zwar Schmerzen in der Hand, setzte deshalb Anfang der Woche mit dem Training aus, soll am Samstag jedoch dabei sein. „Uns muss klar sein“, betont HSG-Trainer Breiler unabhängig davon, „dass wir da nur zusammen rauskommen, das kann nicht eine Spielerin alleine richten.“

Quelle: Kreis-Anzeiger (26.01.2019)