HSG Gedern/Nidda vom TSV Nord Harrislee gerupft

Harrislee/Nidda (flo). Als die Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda gegen halb fünf am Sonntagmorgen nach eineinhalb Tagen wieder in der Heimat ankamen, waren sie mutmaßlich darauf bedacht, die Geschehnisse möglichst schnell zu verdrängen. Der Trip in den Norden geriet nämlich zu einem sportlichen Alptraum. Sage und schreibe mit 21:37 (8:16) ging der heimische Zweitligist beim TSV Nord Harrislee unter. Eine schmerzhafte Abfuhr – und das wohlgemerkt nicht etwa bei einem Top-Team, sondern bei einem Mitaufsteiger.

TSV Nord Harrislee –
HSG Gedern/Nidda 37:21

Es war eine wundersam konfuse Leistung, die den – durch die 26:34-Niederlage in Bremen bereits abgeschwächten – Aufwärtstrend der Rückrunde gänzlich konterkariert. „Das war kein guter Tag von uns, wir haben vieles falsch gemacht. Ich glaube, wir hätten fünf Stunden spielen können und es wäre nicht besser geworden. Wir haben einfach kein Bein auf den Boden bekommen. Solche Tage gibt’s“, ordnete Trainer Christian Breiler den alles andere als zweitligatauglichen Auftritt seiner Mannschaft ein.

Das Kardinalproblem war die hanebüchene Chancenverwertung. Summa summarum 30 Fehlwürfe leisteten sich die Wetterauerinnen – davon über ein Dutzend freie Würfe sowie vier vergebene Siebenmeter. Alleine von Außenpositionen häuften sich zwölf verworfene Bälle an. Immer wieder scheiterte man an der überragenden TSV-Schlussfrau Sophie Fasold (19 Paraden). Dazu kamen 16 Ballverluste. „Da wird es schwierig, ein Spiel zu gewinnen“, weiß Breiler.

Man hätte schon ahnen können, dass es nicht der Tag der HSG werden würde. Der nachgefahrene Bus nämlich steckte bei Salzgitter im Stau, traf erst 20 Minuten vor dem Spiel an der Halle ein – mit Bällen und Trikots im Schlepptau. Besser wurde es auch in der Folge nicht. Den Start in die Partie verschliefen die Gäste komplett. Vorne traf man nicht, hinten war man gegen das Umschaltspiel des Gegners zu langsam, so dass Harrislee zu einfachen Treffern kam und in der 7. Minute bereits mit 5:1 führte.

HSG-Coach Breiler war gezwungen, eine frühe Auszeit zu nehmen, „ich habe versucht, die Mannschaft wachzurütteln“. Das klappte – zumindest kurz. Mit verbesserter Defensivarbeit und dank Fehlern des Gastgebers arbeitete man sich mühsam zurück, Linksaußen Isabell Schüler stellte in Unterzahl den 4:5-Anschluss (16.) her. Das war es dann aber auch wieder mit dem Aufbäumen.

Anschließend machte der heimische Aufsteiger so ziemlich alles falsch. Defensiv mangelte es an jeglicher Aggressivität, regelmäßig durften Harrislees Rückraumwerferinnen aus guten Positionen abdrücken. Zusätzlich ließen Fehlwürfe und Ballverluste die HSG immer wieder in Gegenstöße laufen. So zog der Kontrahent aus dem hohen Norden in Windeseile davon, lag erst mit 12:6 (22.) vorne und hatte das Spiel beim Pausen-16:8 im Grunde bereits entschieden.

Besser wurde es in der zweiten Hälfte keineswegs. Gedern/Nidda machte es den aufs Tempo drückenden Schleswig-Holsteinerinnen denkbar einfach, einen Kantersieg einzufahren und Revanche für die 14:22-Hinspielpleite zu nehmen, ließ die Demontage stellenweise apathisch über sich ergehen. „Wir haben uns dann etwas hängen lassen“, gestand Trainer Breiler. Fast schon symptomatisch, wie frei die bei der schnellen Mitte an den Kreis aufgelöste Rückraumakteurin Janne Lotta Woch zum 18:9 (33.) einwerfen durfte. Minute für Minute wuchs die Führung des TSV, nahm das Ausmaß der Klatsche für die Wetterauerinnen zu.

„Es ist schade, dass wir unsere PS überhaupt nicht auf die Straße gebracht haben und es ist enttäuschend, dass wir in dieser Deutlichkeit verloren haben“, sagte Breiler nach dem kollektiven Aussetzer. „Aber wir haben schon unter Beweis gestellt, dass wir es besser können. Der Blick muss nach vorne gehen, wir müssen sehen, zuhause wieder eine andere Leistung auf das Parkett zu bringen.“ Das wird am nächsten Samstag gegen die Füchse Berlin dringend notwendig sein.

Quelle: Kreis-Anzeiger (25.02.2019)