Großer Wurf bleibt verwehrt
Gedern/Nidda (fs). Das von der Corona-Krise ausgelöste plötzliche Saisonende traf die Handballer der HSG Gedern/Nidda unvorbereitet. Aufgrund des verlorenen direkten Vergleichs gegen die HSG Lumdatal II landete das Team von Trainer Andreas Nau in der Bezirksliga A Gießen auf dem undankbaren dritten Tabellenplatz. Das zugegebenermaßen tiefgestapelte Saisonziel guter Mittelfeldplatz wurde zwar ohne Probleme erreicht, doch als zwischenzeitlicher Tabellenführer durften die Handballer aus Gedern und Nidda vom Aufstieg träumen.
Schlussendlich wiederholte sich das Szenario der vergangenen Jahre, denn wie schon in einigen Spielzeiten zuvor reichte es auch diesmal trotz des konstanten Mitmischens in der Spitzengruppe nicht zum großen Wurf – sprich die Rückkehr in die Bezirksoberliga Gießen. Meister wurde mit drei Punkten Vorsprung die Mannschaft von TSV Langgöns II. Dort hätte die HSG Gedern/Nidda innerhalb des noch ausstehenden Programms noch antreten müssen, doch ob ein Sieg angesichts der klaren 17:26-Hinspielniederlage aus HSG-Sicht wahrscheinlich gewesen wäre, sei dahingestellt. Solche Spekulationen sind für Spielführer Johannes Eckhardt ohnehin hypothetisch, schließlich war es höhere Gewalt, die zum vorzeitigen Saisonende führte. „Man hätte womöglich wie in anderen Sportarten die Runde erstmal unterbrechen können und dann in Ruhe über die Wertungskriterien für Auf- und Abstieg für den Fall eines Abbruchs sprechen können“, meint Eckhardt und stellt damit die umgehende Entscheidung des Hessischen Handball-Verbandes, „Stand jetzt“ als Endstand anzusehen, zumindest in Frage.
Der Blick auf die Tabelle zeigt: Die drei sieglosen Auswärtsspiele im Februar kosteten die HSG Gedern/Nidda eine bessere Platzierung. So wurde ein womöglich sicherer zweiter Platz hergegeben, womöglich hätte die Nau-Truppe auch derzeit auf dem ersten Platz stehen können. „Natürlich machen wir uns darüber Gedanken, doch ändern können wir es ja sowieso nicht“, sagt der bald 26-jährige Eckhardt, der nach langer Verletzungspause zuletzt wieder seinem Team auf der angestammten Position im halblinken Rückraum aktiv auf dem Parkett helfen konnte.
Wurde das 33:33 bei TuS Vollnkirchen aufgrund des späten Ausgleichstreffers von Alexander Schmidt nach einer Aufholjagd noch als Teilerfolg gewertet, so fielen sowohl die 27:29-Niederlage bei der HSG Lumdatal II und das 31:32 bei der dritten Mannschaft des Zweitligisten TV Hüttenberg in die Kategorie „vermeidbare Niederlage“ und waren entsprechend ärgerlich. Fünf Punkte wurden in diesen drei schweren Auswärtspartien liegengelassen, schlussendlich waren es zu viele. Dass just in dieser Phase der in der Abwehr besonders wichtige Henry Maris verletzungsbedingt fehlte, wirkte sich negativ aus.
Was die Planungen für die kommende Saison erschwert, ist die Tatsache, dass mit Matthias Weber und Leon Fladerer zwei Schlüsselspieler des Teams aus privaten Gründen eine Handballpause einlegen wollen. „Vielleicht bekommen sie ja wieder größere Lust, wenn die Sommerpause jetzt länger als zunächst vermutet dauert“, setzt Eckhardt bei seinen beiden Handball-Kumpels auch auf den Faktor Zeit und hofft auf einen Sinneswandel bei den beiden zentralen Spielern, die wie er selbst mit Mitte zwanzig noch im besten Handballalter sind. Unabhängig davon wird es künftig noch mehr auf junge Spieler wie Marc-Oliver Müller oder Florian Orth ankommen, die bereits in dieser Saison trotz jungen Alters zu festen Stützen beim Tabellendritten avancierten. Die Entwicklung dieser jungen Spieler, aber auch die taktischen Fortschritte des gesamten Teams werden intern auch der Arbeit des am Saisonende nach zwei Spielzeiten auf eigenen Wunsch ausscheidenden Trainers zugeschrieben. „Wir wissen schon, dass wir mit Andreas Nau einen Top-Trainer verlieren“, erklärt Kapitän und Teamsprecher Johannes Eckhardt. Die Nachfolgesuche für den ehrgeizigen Licher ist noch im vollen Gange. „Vielleicht wäre ein Aufstieg angesichts der aktuellen Lage auch gar nicht sinnvoll gewesen“, meint Johannes Eckhardt. Ist der neue Trainer erstmal verpflichtet, kann dieser auch die Personalplanung forcieren, Gespräche mit den bisherigen Akteuren oder aber mit potenziellen Neuzugängen führen. So aber befindet sich das Handballteam der HSG Gedern/Nidda derzeit etwas im planerische „Schwebezustand“. Doch damit sind die Handballer aus Gedern und Nidda in der momentanen kritischen Lage der gesamten Sportwelt gewiss nicht allein.
Quelle: Kreis-Anzeiger (20.03.2020)