Gedern/Nidda stolpert
LEIPZIG – (flo). Fast hätte der Busfahrer das Ziel verfehlt. Die große Arena wollte er anfahren, fand schließlich aber doch den Weg in die kleinere Halle in der Leipziger Brüderstraße. Zu holen war für die Drittligahandballerinnen der HSG Gedern/Nidda dort aber nichts. Dem Rekordmeister HC Leipzig musste sich der Tabellenführer deutlich mit 22:30 (8:14) geschlagen geben. Damit wartet die HSG weiterhin auf den ersten Auswärtssieg in der Rückrunde.
HC Leipzig – HSG Gedern/Nidda 30:22
Dass Leipzig kein typischer Drittligastandort ist, war freilich schnell zu erkennen. 430 Zuschauer, darunter über 40 HSG-Anhänger, die lautstark für Stimmung sorgten und ihre Mannschaft mit einer Choreographie empfingen. „Die jungen Spielerinnen waren vielleicht ein bisschen beeindruckt von der Kulisse“, befand hernach Gedern/Niddas Trainer Christian Breiler: „Aus so einem Spiel müssen die jungen Spielerinnen lernen.“ Die Verunsicherung zeigte sich insbesondere im Angriff. Da lief bei den Wetterauerinnen im ersten Durchgang nur wenig zusammen. Gerade einmal acht Tore sprechen Bände. „Unser Spieltempo hat mir nicht gefallen, wir haben zu langsam nach vorne gespielt, hatten zu wenig Bewegung ohne Ball, sind nicht in die Tiefe gegangen und haben zu wenig den Abschluss aus dem Rückraum gesucht“, analysierte der HSG-Coach, dem die erfahrene Mittelfrau Stefanie Thiele (krank) fehlte. In der Deckung jedoch wehrte sich die Spielgemeinschaft, bearbeitete Leipzig ordentlich und blieb deshalb dran. Rückraumakteurin Sabine Eisenacher verkürzte nach einer Viertelstunde auf 3:5. Doch die Gastgeberinnen bestraften die Fehler der Wetterauerinnen konsequent. Allen voran Lucie-Marie Kretzschmar. Die bärenstarke Rückraumlinke traf neun Mal, nutzte es sofort aus, wenn sie Freiheiten erhielt. Und hatte so maßgeblichen Anteil daran, dass sich Leipzig auf 10:5 (23.) absetzte. Ohnehin: Nicht nur Kretzschmar, auch Julia Weise, ihr fünf Mal erfolgreiches Pendant auf der halbrechten Position, überzeugte mit einer hohen Trefferquote. „Beide haben ihr Potenzial voll abgerufen“, befand Breiler. Zwar fehlte ab und an auch die Aggressivität gegen die beiden Leipziger Rückraumhalben, doch ist deren Qualität insgesamt freilich zu hoch, um sie dauerhaft auszuschalten. Zur Pause führte der HCL mit 14:8.
Mit verändertem Gesicht starteten die Gäste in den zweiten Durchgang. Kirsten Schindler rückte von Rechtsaußen in den Rückraum, Leonie Nowak vom Kreis auf die linke Außenbahn, Eisenacher ging in den linken Rückraum und Christin Kraft übernahm die rechte Außenposition. Und tatsächlich: Das Angriffsspiel der HSG wurde deutlich flüssiger. Man spielte mutiger und entschlossener, fand mehrfach den Weg an den Kreis und war auch über die Außenbahn erfolgreich. Der Rückstand schmolz recht schnell, der vorläufige Höhepunkt: Nowak schnappte sich einen Abpraller und brachte die HSG auf 13:16 (39.) heran. Danach kamen die Gäste erneut in Ballbesitz, hatten die Gelegenheit, den Rückstand auf zwei Treffer zu reduzieren. Stattdessen jedoch verlor man das Spielgerät im Angriff, was Leipzigs Linksaußen Anna Ansorge mit dem Gegenstoß-17:13 (40.) bestrafte. Der Knackpunkt. „Das“, fand auch Breiler, „hat uns das Genick gebrochen.“ Die Gastgeberinnen zogen in der Folge sogar auf 19:13 (42.) davon. Einmal noch kam Gedern/Nidda auf drei Tore heran, verpasste es aber auch in dieser Phase, das Momentum herumzureißen. „Dazu“, sagte der HSG-Trainer, „waren wir nicht stark und nicht clever genug.“ Dass der HCL das Ergebnis in der Schlussphase deutlich in die Höhe trieb, täuschte etwas über den eigentlichen Spielverlauf hinweg. Den auch die Schiedsrichter Daniel Beyer und Mike Höhne mit einigen zweifelhaften Entscheidung gegen die Gäste beeinflussten. „Wenn man in Leipzig spielt, muss man fünf Tore besser sein, um zu gewinnen“, sagte Breiler, legte den Fokus aber auf seine Mannschaft. „Wir hatten gute Aktionen, in denen wir die Abwehr spielerisch gelöst haben. Aber die Konstanz hat gefehlt.“ Das will die HSG Gedern/Nidda am nächsten Samstag gegen die SG Mainz-Bretzenheim wieder besser machen, um in eigener Halle in die Erfolgsspur zurückzukehren.
HC Leipzig – HSG Gedern/Nidda 30:22 (14:8). HC Leipzig: Keller, Kröber; Uhlmann (1), Ansorge (2/1), Weise (5), Kerestely (2), Theilig (1), Plate, Schierbok (1), Guderian (1), Greschner (2), Kretzschmar (9), Röpcke (2), Conrad (4). HSG Gedern/Nidda: Stroh (ab 50.), Heß; Rösner, Schüler, Niebergall (1), Kraft, Schmeißer (2), Eisenacher (5), Becker (1), Nowak (5), Schindler (4), Camdzic (4/4). Schiedsrichter: Beyer/Höhne (Eberswalde/Chorin) – Zuschauer: 430 – Zeitstrafen: 8:4 Minuten (Uhlmann, Theilig, Schierbok, Greschner/Nowak (2)) – Siebenmeter: 2/1:6/4 – Spielfilm: 3:2 (10.), 8:5 (20.), 14:8 (30.), 16:10 (34.), 16:13 (39.), 19:13 (42.), 24:18 (50.), 30:22 (60.).
Quelle: Kreis-Anzeiger (12.03.2018)