HSG Gedern/Nidda trotz Niederlage mit Zweitliga-Einstand nicht unzufrieden

ZWICKAU – Das Spiel verloren, aber Selbstvertrauen gewonnen: Die Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda haben in der 2. Bundesliga eine ordentliche Premiere hingelegt. Beim Vorjahressiebten BSV Sachsen Zwickau verlor die Mannschaft von Trainer Christian Breiler zwar mit 28:33 (14:18). Doch die Wetterauerinnen deuteten an, dass sie nach dem Aufstieg kein Kanonenfutter sind. Es war eine Niederlage, die Mut für das Zweitliga-Abenteuer macht.

„Es ist schön zu sehen, dass wir mithalten können. Es wäre sogar mehr drin gewesen“, resümierte Kreisläuferin Leonie Nowak, die bereits eine Saison mit der SG Kleenheim im Bundesliga-Unterhaus verbracht hat. HSG-Coach Breiler befand: „Das war ein guter Auftritt, wir haben das Spiel 40 Minuten lang total offen gehalten und ansehnlich gespielt. Daraus müssen wir Zuversicht ziehen.“

Derweil analysierte Zwickaus neuer Trainer Rüdiger Bones: „Entscheidend ist, dass wir gewonnen haben. Wir haben über weite Strecken gut und dominant gespielt, aber im Angriff zu viele Fehler gemacht.“

Von Anfang an, das war nicht sonderlich überraschend, lief Gedern/Nidda einem Rückstand hinterher. Nicht, weil der Aufsteiger schlecht gespielt hätte, sondern weil er seine guten Chancen vielfach ungenutzt ließ. Nach neun Minuten hatte die Spielgemeinschaft schon vier freie Gelegenheiten vergeben. An der effektiveren Verwertung der Einwurfmöglichkeiten wird zu arbeiten sein. Verunsichern ließ sich die Breiler-Sieben davon nicht, sie spielte weiterhin mutig und sehr couragiert, fand im Angriff spielerisch ansprechende Lösungen. So verkürzte etwa Rechtsaußen Kirsten Schindler in der zweiten Welle per Heber auf 4:6 (10.). Doch dann bremste sich der Neuling selbst ein wenig aus – durch eine erste kurze, aber dennoch gnadenlos bestrafte Schwächephase. Fehlwürfe und Ballverluste nutzte Zwickau, um mit einem 4:0-Lauf auf 12:6 (18.) davonzuziehen.

Alsbald berappelte sich die HSG wieder. Einerseits dank der nach einer guten Viertelstunde eingewechselten Kristin Amos, die im linken Rückraum eine starke Leistung zeigte und bis zur Pause sieben Mal (bei acht Versuchen) traf. Die 20-Jährige, die von der SG Bruchköbel kam und zuletzt aufgrund einer Knieverletzung fast zwei Wochen lang aussetzen musste, stellte mit insgesamt acht Treffern auf Anhieb unter Beweis, dass sie mit ihrer Wucht und Wurfkraft aus der zweiten Reihe eine echte Waffe und eine Bereicherung ist. Dabei sagt Breiler: „Es dauert noch, bis wir Kristins Stärken noch mehr nutzen können.“ Dass die HSG Gedern/Nidda bis zur Pause wieder auf 14:18 verkürzte, hing andererseits mit dem nahezu optimalen Unterzahlspiel zusammen.

Eben das war auch in den Anfängen der zweiten Hälfte ein Erfolgsfaktor. Die Wetterauerinnen brachten die sechste Feldspielerin sehr gewinnbringend zum Einsatz, erzielten auf diese Weise insgesamt fünf Tore. In Unterzahl war es dann Rückraumspielerin Sabine Eisenacher, die ihre Farben auf 20:22 (39.) in Schlagdistanz brachte. Spätestens da witterte der Aufsteiger Morgenluft.

Doch die HSG wurde kalt erwischt. Elf, zwölf schwache Minuten machten aus einem völlig offenen Spiel eine glasklare Angelegenheit. Dass die Kontrahenten in Liga zwei derlei Aussetzer bestrafen würden, war klar. Dass die Wetterauerinnen nicht von heute auf morgen 60 konstante Minute hinlegen würden, ebenso. Es wird deshalb ganz maßgeblich darauf ankommen, diese Phasen sukzessive zu minimieren. „Wir müssen uns daran gewöhnen, in den 60 Minuten keinen Deut nachzulassen“, weiß Breiler. Vorne kam sein Team nicht mehr in Wurfpositionen und verlor zuhauf Bälle, auch defensiv machte man in dieser Sequenz viel zu viele Fehler. Gerade mit dem wurfgewaltigen Rückraum um die beiden Halben Katarina Pavlovic (8/1 Tore) und Julia Redder (7) hatte die HSG-Deckung ohnehin im gesamten Spiel enorme Schwierigkeiten, verteidigte oft zu passiv. Die Folge der Schwächephase: Aus einem 20:22- wurde bis zur 52. Minute ein 22:33-Rückstand. Positiv war, dass sich der Neuling nicht in sein Schicksal ergab, dass die Körpersprache stimmte, dass man Moral zeigte und sich zum Schluss wieder auf 28:33 herankämpfte.

Nun richtet sich der Blick auf das erste Heimspiel am nächsten Samstag (18 Uhr) gegen den TV Beyeröhde. Die Vorfreude ist groß. „Wir hoffen“, sagt HSG-Trainer Breiler, „dass die Halle richtig voll wird, das wird ein riesiges Event.“

Quelle: Kreis-Anzeiger (10.09.2018)