Patient HSG Gedern/Nidda
Gedern/Nidda (flo). Die TG Nürtingen hat es vorgemacht, der HC Rödertal hat es erfolgreich nachgeahmt. Gleich zweimal entführten zuletzt die Gegner die Punkte aus den Fängen der Kurpfalz Bären. Am Sonntag (16 Uhr, Neurotthalle) sind nun die Zweitliga-Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda beim Tabellenzweiten nahe Mannheim zu Gast.
Sonntag, 16 Uhr
Kurpfalz Bären – HSG Gedern/Nidda
Viel spricht nicht dafür, dass dem Vorletzten aus dem Oberhessischen eine ähnliche Überraschung gelingen könnte. Die Personalsituation ist in höchstem Maße diffizil, das Krankenlager proppenvoll, weil die grassierende Grippewelle auch vor der Spielgemeinschaft nicht Halt gemacht hat. Für das Spiel in Ketsch sind ein halbes Dutzend Spielerinnen fraglich. Rechtsaußen Kirsten Schindler und Kreisläuferin Jessica Schmeißer lagen dieser Tage mit Fieber flach, dazu fehlten krankheitsbedingt Torfrau Sandra Elisath, Spielgestalterin Hannah Niebergall, Rückraumspielerin Hanna Rösner sowie Linksaußen Isabell Schüler (die zusätzlich Wadenprobleme hat) in den Übungseinheiten.
Obendrein war Rückraumkraft Johanna Becker unter der Woche im – bereits vor dem Entschluss, noch eine Saison dranzuhängen, gebuchten – Urlaub, ist aber morgen an Bord. Weiterhin nicht zur Verfügung steht indes Linksaußen-Backup Carmelina Mulch, die Schwierigkeiten mit einer Schienbeinentzündung hat.
Schlechter könnten die Vorzeichen also kaum sein. „Es ist ärgerlich, aber man kann es nicht ändern“, sagt Trainer Christian Breiler. Seit etwa zwei Wochen ist aufgrund vieler kranker Spielerinnen kein geregelter Trainingsbetrieb möglich. Am Dienstag etwa waren gerade einmal acht Akteurinnen im Training. „Wenn uns Leute fehlen, können wir das nicht kompensieren“, erklärt der HSG-Coach. „Wir haben nur über die mannschaftliche Geschlossenheit eine Chance und müssen eigentlich am Limit trainieren.“ Daran war gewiss nicht zu denken.
Mutmaßlich wird es in Baden-Württemberg also darum gehen, Schadensbegrenzung zu betreiben, nicht allzu sehr unter die Räder zu geraten. „Wir wollen uns so gut wie möglich verkaufen, in kämpferischer Hinsicht alles geben und müssen uns dort alles abverlangen“, fordert Breiler. Klar ist, dass seine Mannschaft ein schnelles und geordnetes Rückzugsverhalten benötigt, dass sie Lösungen gegen das überfallartige Tempospiel der Kurpfalz Bären braucht, das diese auf Basis der aufmerksamen 5:1-Abwehr sowie der mit Champions-League-Erfahrung ausgestatteten Torfrau Sabine Stockhorst aufziehen. „Das ist eine tolle Mannschaft“, lobt Breiler den Gegner, der sich mit nachhaltiger Aufbauarbeit ein Zweitliga-Spitzenteam geformt hat.
Zuhause übermotiviert?
Dieses strebt nun in Richtung Bundesliga. Sollte der Aufstieg sportlich gelingen, werden die Bären diesen Weg gehen. Die Chancen stehen weiterhin gut, der Vorsprung ist allerdings geschmolzen. Mainz 05 und Beyeröhde sind nur noch zwei Zähler entfernt. Was daran liegt, dass sich Ketsch gegen Nürtingen (17:20) und Rödertal (27:28) überraschende Heimpleiten erlaubte.
„Die Atmosphäre bei unseren Heimspielen finde ich toll, aber sie führt auch dazu, dass wir zu ungeduldig und manchmal auch hektisch agieren, weil alle glauben, dass wir den Gegner überrennen müssen“, so Trainerin Katrin Schneider gegenüber dem Pressedienst des Vereins. Auswärts hingegen tritt ihre Mannschaft aber weiterhin sehr souverän auf, gewann zuletzt mit 33:23 beim TSV Nord Harrislee.
Sollten die Kurpfalz Bären zuhause erneut verkrampfen, könnte das für Gedern/Nidda natürlich ein Vorteil sein. Schwimmt sich der Tabellenzweite schnell frei, kann dies allerdings ebenso schnell ins Gegenteil umschlagen. „Wir haben erleben müssen, dass es in dieser Liga keinen Selbstgänger gibt“, sagt Schneider. „Daher sind wir gefordert, den Gegner äußerst ernst zu nehmen und dieses Mal nicht in einen Rückstand zu geraten.“
Quelle: Kreis-Anzeiger (09.03.2019)