Aufholjagd? Später vielleicht

Gedern/Nidda (flo). Hätte sich die HSG Gedern/Nidda im letzten Heimspiel nicht eine gar so hohe Klatsche eingefangen, womöglich wären die heimischen Zweitliga-Handballerinnen in den Genuss einer freien Woche gekommen.“ Nach dem Spiel gegen Mainz wäre das aber nicht das richtige Zeichen gewesen“, erklärt Trainer Christian Breiler. Also wurde weitertrainiert, vornehmlich im individuellen Bereich. Die eine oder andere Spielerin nutzte die Tage dennoch zu einem Kurztrip, immerhin war das vergangene Wochenende spielfrei. „Jetzt“, weiß der HSG-Coach, „müssen wir nochmal zwei Monate Vollgas geben.“ Sieben Spiele stehen noch an, gleich das erste davon hat es in sich: Am Samstag (19 Uhr, Nordheidehalle) muss der Tabellenvorletzte beim Spitzenreiter HL Buchholz 08-Rosengarten ran.

Samstag, 19 Uhr, HL Buchholz 08-Rosengarten – HSG Gedern/Nidda

Die Niedersächsinnen, die aus finanziellen Gründen nicht aufsteigen wollen und dementsprechend keinen Lizenzantrag für die Bundesliga eingereicht haben, sind bereits eifrig mit den Planungen für die nächste Saison beschäftigt. Eine der Neuverpflichtungen, die die Luchse bislang getätigt haben: Kim Berndt. Die 28-Jährige wurde im Internat der HSG Blomberg/Lippe ausgebildet, ist auf der mittleren Rückraumposition seit beinahe acht Jahren eine feste Größe in der Bundesliga und steht derzeit noch in Diensten von Bayer Leverkusen. Zudem wird Johanna Heldmann, Top-Torschützin des Zweitliga-Vierten Beyeröhde-Wuppertal, zurückkehren. Diese beiden Verpflichtungen sind aber nicht nur Transfercoups für Buchholz-Rosengarten, sondern in diesem Fall eben auch ein Sinnbild. Dafür, in welchen Sphären sich die HSG Gedern/Nidda in diesem Spieljahr bewegt, mit welchen Gegnern sie sich misst. Mit solchen nämlich, die sich mit Top-Zweitligaspielerinnen oder gestandenen Erstligakräften verstärken. Zum Vergleich: Gedern/Niddas Rückraumspielerin Kristin Amos, mit 147/63 Treffern beste Werferin ihrer Mannschaft, kam vor dieser Saison aus der viertklassigen Oberliga.

„Auf so ein Spiel muss man sich freuen. Dass wir uns mit solchen Spielerinnen messen dürfen, ist schon etwas Außergewöhnliches“, meint HSG-Trainer Breiler. Eine davon: Kim Land. Die bundesligaerfahrene 24-Jährige führt auf der Rückraum-Mitte-Position nicht nur Regie, sondern ist mit 109 Treffern auch die erfolgreichste Schützin des Spitzenreiters. „Sie ist eine Ausnahmespielerin“, sagt Breiler. Ohnehin: „Was Rosengarten spielt, das ist schon hohes Niveau. Sie gehen 60 Minuten lang volles Tempo.“

Will seine Mannschaft eine weitere Abfuhr verhindern, muss sie deutlich mehr Gegenwehr leisten, als das beim 20:38 gegen Mainz 05 insbesondere in der ersten Hälfte der Fall war. Zumal Buchholz-Rosengarten eine echte Heimmacht ist. In seinen elf bisherigen Heimspielen hat der amtierende Zweitligameister gerade einmal einen einzigen Zähler abgegeben – nämlich beim 24:24gegen Mainz. „Wir müssen in der Abwehr von Anfang an hundertprozentig da sein“, fordert Breiler. „Wenn man ihnen einen Zentimeter Raum gibt, wird das sofort ausgenutzt. Wir müssen also an der Gegenspielerin sein und zusammen verteidigen.“

Unterdessen ist die Nachricht, dass es in der 2. Liga aufgrund des Rückzugs von Erstligist TV Nellingen nur zwei Absteiger geben wird, natürlich bei der HSG angekommen. „Wir haben es nebenbei registriert“, so Breiler. Denn: Zwar bringt diese Entwicklung eine neue Resthoffnung mit sich, jedoch müsste man im Endspurt fünf Punkte mehr als der Drittletzte Werder Bremen einsammeln. „Es ist nicht völlig unmöglich“, sagt Breiler, „aber wir haben keine gute Ausgangsposition.“ Klar ist: Sollte Gedern/Nidda tatsächlich noch eine Aufholjagd starten, dann wohl erst nach dem Gastspiel beim übermächtigen Tabellenführer.

Mit dem Zug werden die Wetterauerinnen am Samstag nach Buchholz reisen, ehe es am Sonntagmorgen wieder in die Heimat geht. Fraglich ist, ob Rückraumkraft Amos die Reise mitantreten wird. Die HSG-Torjägerin ist bereits seit letzter Woche krank und konnte seitdem nicht trainieren.

Quelle: Kreis-Anzeiger (30.03.2019)