Erst verloren, dann gefeiert
Buchholz/Nidda (flo). Natürlich waren diese Spiele auf gewisse Weise einfach. Zu verlieren hatte die HSG Gedern/Nidda nämlich rein gar nichts. Dennoch werden die Handballerinnen des heimischen Zweitligisten vermutlich froh sein, die Duelle mit den Spitzenteams der Liga nun hinter sich zu haben. Zumal es auch beim Tabellenführer eine deutliche Klatsche gab. Mit 20:35 (9:15) musste sich der Aufsteiger bei den HL Buchholz 08-Rosengarten geschlagen geben. Die Kurzfassung: Die HSG war stets bemüht – und doch gänzlich chancenlos.
HL Buchholz 08-Rosengarten –
HSG Gedern/Nidda 35:20
Der angekündigte Rückzug des TV Nellingen aus der 1. Bundesliga und die damit einhergehende Reduzierung auf zwei Absteiger aus der 2. Liga hatte einen Restfunken Hoffnung aufkommen lassen, dass Gedern/Nidda doch noch einmal ein Wörtchen um den Klassenerhalt mitreden würde können. Dieser Funke dürfte nun erloschen sein. Nicht etwa wegen der eigenen Niederlage in Buchholz, diese war selbstverständlich einkalkuliert. Jedoch setzte sich gut einhundert Kilometer entfernt Werder Bremen mit 25:24 gegen die TG Nürtingen durch.
Die Grün-Weißen, aktuell Drittletzter, haben nun sechs Punkte mehr und noch dazu das deutlich bessere Torverhältnis. Das dürfte in den verbleibenden sechs Saisonspielen nicht mehr aufzuholen sein. „Es wäre utopisch zu sagen, dass wir Bremen noch einholen würden“, meinte auch HSG-Coach Breiler. „Wir müssen jetzt einfach sehen, noch das eine oder andere Spiel zu gewinnen.“
Daran war in Buchholz natürlich nicht zu denken. Dass mit Rückraumspielerin Kristin Amos die beste Torschützin des Vorletzten krankheitsbedingt fehlte, kam erschwerend hinzu. Dementsprechend teilten sich Sabine Eisenacher, Hanna Rösner und Johanna Becker die Aufgaben auf den beiden Halbpositionen. Trotz des Fehlens der Torjägerin schlug sich die Spielgemeinschaft über weite Strecken der Begegnung sehr ordentlich, ließ sich zu keiner Zeit hängen. Gerade in der Positionsabwehr machte die Breiler-Sieben ihre Sache gut.
Das Problem aber war die fehlende Durchschlagskraft in der Offensive. „In dieser Konstellation konnten wir im Angriff nicht die Gegenwehr leisten, die nötig gewesen wäre, um es spannender zu machen“, analysierte Breiler. Aus der zweiten Reihe mangelte es an Treffsicherheit, die Wege in die Tiefe der Deckung fand man gegen den körperlich haushoch überlegenen Gegner kaum einmal. Vor allem aber schmerzten die vielen ganz simplen und deshalb unnötigen Ballverluste – hier ein Pass ins Seitenaus ohne gegnerische Bedrängnis, dort ein Anspiel in die Arme des Kontrahenten. Insgesamt zehn Gegenstoßtreffer erzielten die Luchse deshalb, weitere Konter führten zu Siebenmetern.
Aufgrund seines starken Umschaltspiels nach Ballverlusten oder Fehlwürfen setzte sich Buchholz nach einer torarmen Anfangsphase Stück für Stück ab. Rückraumspielerin Lisa Borutta netzte per Gegenstoß zum 11:6 (24.) ein, Mittelfrau Lynn Schneider erhöhte auf identische Weise auf 15:7 (29.), ehe Gedern/Niddas gute Linksaußen Isabell Schüler (sechs Tore) mit zwei Treffern für den 15:9-Pausenstand sorgte.
Nach Wiederbeginn hielt die HSG den Rückstand bis zum 14:20 in der 39. Minute im Rahmen. „Es gab aber nicht das Gefühl, dass wir das Spiel eng machen könnten“, sagte Breiler. „Rosengarten hat einfach diese Klasse und hat uns auf Abstand gehalten.“ Der dann zunehmend anwuchs. Einfache Gegenstoßtore sowie die individuelle Klasse des Luchse-Rückraums ließen den Gastgeber über 25:14 (47.) und 29:16 (53.) auf das finale 35:20 davonziehen.
Becker verletzt
Bitter: Viereinhalb Minuten vor Schluss verletzte sich Rückraumakteurin Becker ohne gegnerische Einwirkung, zog sich einen Muskelfaserriss zu. „Johanna“, ahnte Trainer Breiler, „wird somit länger ausfallen.“
Die Laune ließ sich die oberhessische Reisegruppe von der hohen Niederlage aber nicht verderben. Nach dem Spiel ging es nach St. Pauli auf die Reeperbahn. Das Besondere: Dorthin wurde man von Fans des Gastgebers befördert.
Auf die Reeperbahn
Mit sechs Autos fuhren Luchse-Anhänger den Gegner etwa 40 Kilometer zu Hamburgs Partymeile. „Das“, betonte Breiler, „war eine ganz tolle Geste.“ Bis in die frühen Morgenstunden ließ es die HSG-Crew dort krachen. Manch einer soll in den Zug in Richtung Heimat eingestiegen sein, ohne zuvor ein Auge zugedrückt zu haben.
Quelle: Kreis-Anzeiger (01.04.2019)