Gerüchteküche brodeln lassen
Gedern/Nidda (flo). Die Gerüchteküche brodelt mal wieder. Jahr für Jahr greift der identische Mechanismus: Umso näher das Saisonende rückt, desto intensiver wird das Gerede. Und es betrifft dieses Mal natürlich auch die Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda. Sollte in der 2. Bundesliga überraschenderweise noch ein zweiter Platz frei werden, wären aktuell die Wetterauerinnen der Profiteur. Akute Anzeichen dafür gibt es keine, doch die Gerüchte halten sich hartnäckig. „Momentan“, betont HSG-Trainer Christian Breiler, „interessiert mich das gar nicht.“ Der Fokus liegt stattdessen auf der Auswärtsaufgabe am Samstagabend (19.30 Uhr, Theodor-Eisenlohr Sporthalle) beim Rangelften TG Nürtingen.
Samstag, 19.30 Uhr
TG Nürtingen – HSG Gedern/Nidda
Daran, in den verbleibenden sechs Partien noch eine Aufholjagd zu starten und den Drittletzten Werder Bremen unter Druck zu setzen, glaubt keiner mehr. Zu groß ist der Rückstand auf die Grün-Weißen, die seit dem vergangenen Spieltag und dem 25:24-Heimerfolg gegen Nürtingen sechs Punkte mehr und das deutlich bessere Torverhältnis als Gedern/Nidda haben. „Für uns“, gibt Breiler das Ziel für den Endspurt vor, „geht es vordergründig darum, den Abstand auf Trier auszubauen und den vorletzten Platz zu halten.“ Zum einen schlicht deshalb, um eben nicht als Schlusslicht abzusteigen. Zum anderen, um zur Stelle zu sein, sollte tatsächlich ein zweiter Verein seinen Rückzug verkünden. Auch im Abstiegsfall will sich der Aufsteiger mit einem guten Gefühl verabschieden. „Wir wollen noch ein paar Punkte holen, der eine oder andere Sieg soll noch dazukommen“, sagt Breiler.
Zuletzt war seine Mannschaft freilich regelmäßig weit von Erfolgserlebnissen entfernt. Die bittere Bilanz in diesem Kalenderjahr: Zwölf Spiele, zehn Niederlagen, nur drei Punkte. Sechs Pleiten in Folge stehen mittlerweile zu Buche, davon drei in zweistelliger Höhe. Ob in Anbetracht dessen derzeit eine erhöhte Frustrationstoleranz nötig sei? „Nein, das würde ich nicht sagen“, bescheidet der HSG-Trainer. „Natürlich sind wir mit Niederlagen wie gegen Mainz oder Rosengarten nicht zufrieden. Aber uns war vor der Saison bewusst, dass so etwas in der Konstellation, in der wir die 2. Liga angegangen sind, mal passieren kann.“
Mit ein Grund für die Pleitenserie sind die anhaltenden Personalprobleme, die sich wie ein roter Faden durch die Rückrunde ziehen. Kaum eine Woche vergeht ohne Hiobsbotschaften, der Trainingsbetrieb kann nahezu nie am Optimum erfolgen. Die Halbrechte Johanna Becker, die sich vor Wochenfrist in Buchholz einen Muskelfaserriss zugezogen hatte, wird erst einmal ausfallen. Dazu steht hinter Kreisläuferin Leonie Nowak, die sich einen Virus eingefangen hat, ein Fragezeichen. Fällt die 28-Jährige aus, wird wohl Nadin Patz in den Kader rücken. Torjägerin Kristin Amos soll zwar wieder dabei sein, fehlte krankheitsbedingt aber rund zweieinhalb Wochen im Training.
Verhältnismäßig entspannt stellt sich derweil die sportliche Lage bei der TG Nürtingen dar. Der Club aus der Region Stuttgart hat mit dem Abstiegskampf nichts mehr zu tun, hätte den Klassenerhalt bereits mit einem Unentschieden gegen Gedern/Nidda auch rechnerisch in der Tasche. Viel zu tun gibt es also vor allem hinter den Kulissen: Trainer Stefan Eidt, der die Mannschaft seit Januar 2013 trainiert und sie 2015 erstmals überhaupt in die 2. Liga führte, soll demnächst verlängern. Die Verhandlungen darüber avancierten wie schon im Vorjahr zu einer Hängepartie, der 38-Jährige wünscht sich mehr Professionalität im Verein. Um das zu realisieren, hat sich die TG mit Timo Schön, ehemals Geschäftsführer des Männer-Bundesligisten Bietigheim, einen Berater ins Boot geholt, der die Strukturen verbessern soll.
Auch die Kaderplanungen laufen auf Hochtouren. Einen schmerzhaften Abgang wird Nürtingen verkraften müssen: Verena Breidert, 39 Jahre alt und seit Jahren Torjägerin vom Dienst, wird ihre Karriere nach dieser Saison beenden. Insbesondere die wurfgewaltige Rückraum-Linkshänderin, derzeit mit 148/30 Treffen die viertbeste Werferin der Liga, wird die HSG Gedern/Nidda in den Griff bekommen müssen, um die Turngemeinde in Schwierigkeiten zu bringen.
Quelle: Kreis-Anzeiger (06.04.2019)