HSG Gedern/Nidda rutscht ans Tabellenende der 2. Bundesliga
Nidda/Nürtingen (flo). Dieser Samstagabend war für die Zweitliga-Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda in doppelter Hinsicht bitter. Nicht nur, dass sie selbst trotz 40 guter Minuten am Ende mal wieder mit leeren Händen dastanden und sich der TG Nürtingen mit 22:28 (13:12) geschlagen geben mussten. Obendrein gelang nämlich der DJK/MJC Trier der erste Sieg seit drei Monaten. In Summe beförderte das die Wetterauerinnen wieder auf den letzten Tabellenplatz.
TG Nürtingen –
HSG Gedern/Nidda 28:22
Christian Breiler, der Trainer des neuen Schlusslichts, etikettierte die Niederlage, mittlerweile bereits die siebte hintereinander, als „ärgerlich“. Nachvollziehbarerweise, denn seine Mannschaft hatte ihre Sache wieder mal über einen doch beträchtlichen Zeitraum sehr ordentlich gemacht. Sie war den Baden-Württembergerinnen, die den Klassenerhalt dank des Heimsieges nun auch rechnerisch fixiert haben, im ersten Durchgang nicht nur ebenbürtig, sondern sogar überlegen.
Insbesondere weil die Deckung stark aufspielte. Mit Innenblockerin Leonie Nowak, die in der vorangegangen Woche krankheitsbedingt nur ein einziges Mal trainiert hatte und in Nürtingen dennoch nahezu durchspielte, und mit Jessica Schmeißer, die im Zuge des Spezialistenwechsels die Abwehr auf der halbrechten Position stabilisierte. Den so wurfgewaltigen TG-Rückraum um Verena Breidert und Lea Schuhknecht hatte man deshalb gut im Griff. Das einzige Manko: Die Chancenverwertung. Nach dem 4:4-Ausgleich (10.) geriet Gedern/Nidda zwar vor der Pause nie in Rückstand, schaffte es aber auch nicht, seine Vorteile in Zählbares umzumünzen, weil zu viele Chancen ungenutzt blieben. Die knappe 13:12-Führung zur Pause war deshalb eigentlich zu wenig.
Doch die HSG blieb auch nach Wiederbeginn widerspenstig, baute ihren Vorsprung dann sogar aus. Bis zur von der wiedergenesenen Rückraumlinken Kristin Amos erzielten 18:15-Führung in der 38. Minute herrschte eitel Sonnenschein. Doch dann kam einigermaßen aus dem Nichts ein Umschwung. Urplötzlich zogen dunkle Wolken über dem Abstiegskandidaten auf. Weniger metaphorisch ausgedrückt: Es folgte – wie so häufig in dieser Saison – der Einbruch. Der einmal mehr folgenschwer war.
Erst vergab Rechtsaußen Kirsten Schindler in Überzahl einen Siebenmeter und somit die mögliche erneute Drei-Tore-Führung. Dann häuften sich die einfachen Ballverluste und Fehlwürfe. Insbesondere von den beiden Außenpositionen wollte gar nichts mehr funktionieren, vielmehr summierte sich eine zweistellige Anzahl an vergebenen Gelegenheiten. „Wenn wir aber von den Außenpositionen nicht treffen“, konstatierte Breiler, „wird es für uns schwer, ein Spiel zu gewinnen.“
Dass die HSG in der Folge zu einer Dominoreihe avancierte, durchkreuzte alle Hoffnungen. Teil für Teil fiel das Spiel in sich zusammen. Erst passte die Chancenverwertung nicht, dann kam in den Angriffsaktionen der Mut abhanden und es wurde primär quergespielt, ehe letztlich auch die Deckung Schwächen offenbarte. Dementsprechend stellten dann auch Nürtingens Shooterinnen Breidert (10/2 Tore) und Schuhknecht (4) ihre Qualität unter Beweis. Die TG drehte die Begegnung, zog erst auf 21:18 (45.) und dann auf 25:19 (51.) davon. In Summe legten die Gastgeberinnen also einen 10:1-Lauf hin, von dem sich die Breiler-Sieben, die in den letzten 22 Minuten nur noch vier Mal traf, selbstverständlich nicht mehr erholte.
Dass mit Amos und Nowak zwei Leistungsträgerinnen nach ihren krankheitsbedingten Ausfällen an Grenzen gerieten und mit Johanna Becker eine Rückraum-Alternative fehlte, ist nicht außer Acht zu lassen. „Wir sind momentan nicht in der Lage, eine solche Leistung über 60 Minuten abzurufen“, analysierte Breiler. Wohlwissend, dass diese Einbrüche auch mit voller Kraft regelmäßig vorkommen. „Es gelingt uns nicht“, sagt der HSG-Trainer, „ein gewisses Niveau beizubehalten.“ Es ist das Kardinalproblem dieser Spielzeit.
Die Mission für die letzten fünf Spiele dieser Saison ist klar: Die Rote Laterne wieder loswerden und die auf den vorletzten Rang gekletterten Trierer Miezen überholen. Drei Heimspiele hat der Neuling noch. Am nächsten Samstag gegen Mitaufsteiger TuS Lintfort, im Mai gegen die SG 09 Kirchhof und eben Trier. Durchaus Gegner, gegen die sich die Breiler-Mannschaft etwas ausrechnet.
Im Stenogramm
TG Nürtingen: Hesel, Lukau; Kunicke, Fischer (1), Wieder (3/1), Cleve, Schuhknecht (4), Breidert (10/2), Siller (2), Quattlender (4), Bauer (1), Treusch (3).
HSG Gedern/Nidda: Elisath, Heß; Rösner (1), Schüler, Niebergall (3), Kraft, Mulch (2), Thiele (1), Schmeißer, Eisenacher (2), Amos (7/4), Nowak (4), Schindler (2/1), Mitzkat.
SR: Friedel/Herrmann (Aue) – Z: 200 – Zeitstrafen: 8:4 Min. (Wieder, Schuhknecht, Bauer, Treusch/Schmeißer, Nowak) – 7m: 5/3:7/5 – Spielfilm: 4:4 (10.), 8:9 (20.), 12:13 (30.), 15:18 (38.), 20:18 (44.), 23:19 (50.), 25:19 (52.), 28:22 (60.).
Quelle: Kreis-Anzeiger (08.04.2019)