Vorweihnachtliche Bescherung für Zweitligist HSG Gedern/Nidda

LINTFORT/NIDDA – Warum bis Weihnachten warten? Gut zwei Wochen bevor die Präsente unter dem Baum liegen, haben sich die Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda schon einmal selbst beschenkt. Im Kellerduell beim TuS Lintfort setzte sich der Tabellenvorletzte durchaus überraschend mit 24:21 (14:10) durch und feierte somit seinen dritten Saisonsieg in der 2. Bundesliga.

TuS Lintfort –
HSG Gedern/Nidda 21:24

Als die beiden Punkte verbucht waren, packten die Wetterauerinnen ihre roten Weihnachtsmützen aus, grinsten fröhlich und jubelnd in die Kameras. „Wir sind natürlich überglücklich, dieses Spiel gewonnen zu haben“, freute sich Trainer Christian Breiler, für dessen Mannschaft es im fünften Anlauf der erste Sieg in Lintfort war. Vor allem aber hat sich der Aufsteiger mit diesem Erfolg nach vier Niederlagen hintereinander eindrucksvoll zurückgemeldet. „Nach der Niederlagen gegen Nürtingen letzte Woche war das die richtige Antwort“, befand der HSG-Coach. Zwar verharrt Gedern/Nidda trotz des Sieges auf dem vorletzten Tabellenplatz, bleibt jedoch auf Schlagdistanz. Mit Sachsen Zwickau und Lintfort ist man nun punktgleich, auch Nord Harrislee und Herrenberg sind nur zwei Zähler entfernt.

Nicht unbedingt zu erwarten war dieser Coup insbesondere aufgrund der diffizilen Personalsituation. Rückraumspielerin Johanna Becker hatte die Reise krankheitsbedingt gar nicht erst mitangetreten, bei Mittelfrau Stefanie Thiele (Kehlkopfentzündung) reichte es nur für einen Kurzeinsatz in den letzten Minuten. Die Personaldecke im Rückraum war also sehr überschaubar. Das hatte zur Folge, dass Kristin Amos und Sabine Eisenacher auf den Halbpositionen durchspielen mussten und die unter der Woche ebenfalls krank ausgefallene Hannah Niebergall 50 Minuten lang auf der Mitte Regie führen musste.

Trotz dieser Umstände machte die HSG ziemlich vieles richtig. Sie schaffte es, Lintforts Tempospiel nicht zur Entfaltung kommen zu lassen, kassierte kaum einfache Tore über die schnelle Mitte oder per Gegenstoß. Nicht zuletzt, weil im Angriffsspiel eine deutliche Steigerung zu verzeichnen war. „Gerade in der ersten Hälfte haben wir die Angriffe länger und auf den Punkt gespielt, dabei auch die richtigen Entscheidungen getroffen“, lobte Breiler, der selbst Mut bewiesen hatte: Vielfach agierten die Gäste mit der siebten oder in Unterzahl mit der sechsten Feldspielerin. Ein Schachzug, der voll auf ging. Auch die 6:0-Deckung arbeitete stark, hatte Lintforts Rückraum um Torjägerin Loes Vandewal gut im Griff. Dazu kam: „Man hat bei Lintfort den Druck gespürt“, so Breiler.

Diese Mixtur führte dazu, dass die HSG das Spiel von Anfang an ausgeglichen gestaltete. Ehe es zum Ende des ersten Abschnitts sogar gelang, sich erste Vorteile zu erspielen. Mit einem 3:0-Lauf zog Gedern/Nidda auf 11:8 (24.) davon, ein Doppelschlag von Linksaußen Isabell Schüler sorgte dann für die 14:10-Pausenführung.

Nach Wiederbeginn spielten sich die Gäste dann in einen beeindruckenden Rausch. Fünf Minuten lang funktionierte alles – der Lohn: In der 35. Minute lag die Breiler-Sieben mit 19:11 vorne. Es war der Vorrat, von dem man letztlich zehren sollte. Denn Lintfort reagierte, stellte auf eine 5:1-Abwehr um und bereitete dem Gegner damit einige Schwierigkeiten. „Durch diese Umstellung haben wir unseren Spielfluss ein bisschen verloren“, sagte Breiler. Ratzfatz schmolz der so komfortable Vorsprung bedenklich zusammen, beim 17:19 (45.) drohte die Begegnung zu kippen.

Doch irgendwie hielt sich die HSG über Wasser. Insbesondere die gute Torfrau Sandra Elisath setzte mit zwei gehaltenen freien Würfen wichtige Impulse. Mit Leidenschaft und viel Willen verteidigten die Gäste in einer sehr zerfahrenen und von vielen Zeitstrafen geprägten Endphase ihre Führung. Als die achtfache Torschützin Amos zum 19:23 (57.) einwarf, war der Sieg eingetütet.

„Es war klar, dass wir von der Substanz her ans Limit kommen und den Level nicht über 60 Minuten hochhalten können“, sagte Breiler. „Aber wir wollten wieder besser spielen, das haben wir gemacht.“ Für die kommende Heimaufgabe gegen den HC Rödertal dürfte dies einiges an Auftrieb geben. Und der Sieg in Lintfort muss ja nicht das einzige vorweihnachtliche Geschenk bleiben.

Quelle: Kreis-Anzeiger (10.12.2018)