„Wir dürfen jetzt nicht den Kopf verlieren“
Der jüngste auf dem Spielfeld errungene 25:17-Sieg über Harrislee wurde der SG H2Ku Herrenberg wegen eines Formfehlers wieder aberkannt. Aber nicht nur deshalb steht das ZweitligaTeam um Trainer Mike Leibssle am heutigen Samstag im Auswärtsspiel beim Tabellenletzten HSG Gedern/Nidda (18 Uhr/Gymnasium-Sporthalle Nidda) richtig unter Druck.
Wie viel Rückschläge kann ein Sportteam im Laufe einer Saison verkraften? Die vom Verletzungspech über Gebühr gebeutelte Zweitliga-Mannschaft der SG H2Ku Herrenberg musste in dieser Hallenrunde schon mehrmals kräftig schlucken. Aber so schwer wie Anfang der Woche war es noch nie. Da gab es mit dem Kreuzbandriss für Marie Beddies nicht nur die x-te Hiobsbotschaft, sondern auch das erfolgreiche Spiel gegen den TSV Nord Harrislee war mit einem Federstrich verpufft. Die SG-Verantwortlichen hatten versäumt, eine formale Spielberechtigung für Ina Kühnel, eine Ergänzungsspielerin aus der zweiten Mannschaft, zu beantragen (wir berichteten). Mike Leibssle mit zusammengekniffenen Lippen: „Der Punktabzug tut weh, solche Fehler dürfen nicht passieren.“
Doch nach der Devise „Jedes Spiel ist wichtig“ gönnte sich der Handballtrainer trotz dieses doppelten Rückschlags schon ab dem montäglichen Training im Gespräch mit der Mannschaft keinen Blick zurück: „Wir müssen aufpassen und dürfen das Ganze nicht allzu hoch hängen.“ Er verfuhr nach dem Motto: „Wir brauchen jetzt auch Alternativen und Optionen.“ Den Ärger über die Punktverluste galt es runterzuschlucken. Viel schlimmer, so Leibssle, wäre es gewesen, wenn die Partie gegen Harrislee nach einer 1:11-Serie auch real auf dem Platz verloren worden wäre. So aber hatte er in der Videoanalyse seinem Team 90 Minuten gezeigt: „Die guten 30 vom Rödertaler Spiel und nun die 60 Minuten gegen Harrislee.“
Mike Leibssle lehnt vor allem vor dem heutigen Auswärtsspiel beim Aufsteiger HSG Gedern/Nidda jegliche Form von Aktionismus ab: „Gerade in dieser Situation dürfen wir jetzt nicht den Kopf verlieren und müssen besonnen handeln. Wir dürfen nicht überpacen – weder im Training, noch im Spiel.“ Eingedenk des verlegten Spiels gegen die SG 09 Kirchdorf Anfang Dezember habe seine Mannschaft in der Hinrunde noch zwei Spiele zu absolvieren. Mike Leibssle betont es mit erhobenem Zeigefinger: „Ich sehe unsere Stärken und wenn Aylin Bok und Kerstin Foth dann wieder zurückkehren – und sie sind momentan schon als Lichtblicke wieder im Training -, bin ich überzeugt davon, dass wir auch die nötigen Punkte für den Klassenerhalt holen werden.“
Noch eins macht den SG-Trainer selbstbewusst: „Ich bin positiv beeindruckt, wie die Mannschaft mit all diesen widrigen Umständen umgeht.“ Auf der anderen Seite sei es seine Aufgabe dafür zu sorgen, dass jede einzelne Spielerin nicht mit zu vielen Spielanteilen oder Leistungsanforderungen belastet wird. An einer Akteurin führt allerdings kein Weg vorbei, denn Lea Neubrander ist nun als Torjägerin aus dem Rückraum weitaus mehr auf sich allein gestellt, als wenn sie Marie Beddies auf Rückraum Mitte an ihrer Seite haben würde. Das weiß auch der Gegner. Und von daher ist es für Leibssle klar, dass er von der Spieltaktik her vielmehr auf die HSG Gedern/Nidda schauen muss, als dass er selbst einen eigenen Matchplan ausgeben kann. Leibssle: „Auf alles, was der Gegner spielt, müssen wir eine Antwort geben.“
Von daher haben sich die Gewichte verschoben und die Heimmannschaft von Gedern/Nidda, zumal sie zuletzt mit großer Moral ein 25:25-Remis bei der ebenfalls abstiegsbedrohten DJK/MJC Trier geholt hat, rechnet sich durchaus gegen das dezimierte H2Ku-Team etwas aus. Aus der HSG-Mannschaft sticht die linke Rückraumwerferin Kristin Amos, sie ist erst 20 Jahre alt, besonders heraus. In Trier war sie neunmal erfolgreich, Leibssle: „Sie ist Dreh- und Angelpunkt, aber darauf haben wir uns in der Abwehr auch vorbereitet.“ Um 12 Uhr startet der H2Ku-Tross ins hessische Nidda, an Bord des Busses sind acht Feldspielerinnen und zwei Torhüterinnen – und sie wollen an diesem Samstag keinen Rückschlag mehr hinnehmen.
Quelle: Gäubote – Die Herrenberger Zeitung (19.01.2018)