Spiegelbild der Saison

NIDDA – Manchmal taugt ein einziges Spiel als Spiegelbild einer ganzen Saison. Die Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda sind absolut imstande, in der 2. Bundesliga mitzuhalten. Doch das letzte Quäntchen fehlt. Das war auch bei der 25:30 (14:14)-Niederlage gegen die Füchse Berlin nicht anders. Die Zeichen stehen nun endgültig auf Abstieg.

HSG Gedern/Nidda –
Füchse Berlin 25:30

„Gefühlt war mehr drin“, bedauerte HSG-Trainer Christian Breiler nach der dritten Pleite in der Folge. „Mir tun die Mädels ein bisschen leid, weil wir uns für dieses Spiel nicht belohnt haben.“

Das Ziel, sich anders als bei der haushohen Klatsche in Harrislee zu präsentieren, erreichte der Tabellenvorletzte vor 430 Zuschauern aber allemal. Trotz in personeller Hinsicht widrigen Umständen. „Wir haben eine schwierige Woche hinter uns“, sagte Breiler. Einige Spielerinnen konnten kaum oder gar nicht trainieren. Abwehrchefin Leonie Nowak etwa war gegen Berlin lediglich eine Teilzeitkraft, nachdem sie in den Tagen zuvor noch mit Fieber flachgelegen hatte. Dafür sprang Routinier Nadin Patz in die Bresche, erzielte am Kreis drei Tore und ersetzte phasenweise Nowak im Innenblock. Auch Rechtsaußen Kirsten Schindler war gesundheitlich angeschlagen, stand deshalb nur im zweiten Durchgang auf dem Spielfeld.

Wie am Schnürchen

All das hielt die Wetterauerinnen nicht davon ab, eine Dreiviertelstunde lang zumindest im Angriff eine der besten Saisonleistungen zu zeigen. Nachdem die Breiler-Sieben ihre Anlaufschwierigkeiten überwunden hatte, lief es offensiv nämlich wie am Schnürchen. Die 5:1-Deckung der Berlinerinnen mit einer auf der ballfernen Seite zusätzlich offensiven Halbverteidigerin bereitete der Spielgemeinschaft nur selten Probleme.

Angeführt von der das Angriffsspiel clever leitenden Regisseurin Stefanie Thiele fanden die Gastgeberinnen immer wieder Lösungen, die Füchse-Deckung auszuhebeln. Vielfach mittels Abräumen auf eine der beiden Außenpositionen, mal mit Kreisanspielen, mal mit Durchbrüchen. Ein Trumpf der HSG: Man war gerade im ersten Durchgang kaum ausrechenbar, für die 14 Treffer vor der Pause sorgten acht verschiedene Spielerinnen. Die Mischung stimmte also.

Weil sich obendrein Torhüterin Sandra Elisath von Minute zu Minute steigerte und in der ersten Hälfte letztlich acht Paraden verbuchte, gelang es, den Hauptstädterinnen ein Duell auf Augenhöhe zu liefern. Auch von einem 6:9-Rückstand (15.) ließ sich der Tabellenvorletzte nicht aus dem Tritt bringen, lag beim 11:10 (20.) sogar wieder vorne, ehe es mit einem 14:14 in die Pause ging.

An der Gemengelage änderte sich auch nach Wiederbeginn zunächst nichts. Vorne kam die HSG immer wieder erfolgreich zum Abschluss, hinten schaffte sie es aber kaum, die Füchse zu stoppen. Dennoch leuchtete nach einem verwandelten Siebenmeter von Rückraumspielerin Kristin Amos eine 21:19-Führung (43.) auf der Anzeigetafel.

Danach veränderte sich die Begegnung jedoch schlagartig. In doppelter Unterzahl nahm das Übel seinen Lauf, Berlin egalisierte den Rückstand. Anschließend war die zuvor im Angriff gezeigte Leichtigkeit perdu. Die Unzulänglichkeiten summierten sich – von Fehlwürfen über Fehlpässe bis hin zu technischen Fehlern.

Zwölf Fehlwürfe und Ballverluste leistete sich die HSG in der Schlussviertelstunde, erzielte in der Phase nur noch magere vier Treffer. Ganz anders der Gegner: Die Füchse zogen ihr Spiel konsequent durch, kamen etwa über die Rückraumlinke Vanessa Magg vermehrt zu einfachen Treffern aus der zweiten Reihe, lagen nach einem Doppelschlag der Österreicherin in der 49. Minute mit 23:21 vorne. Auch eine Auszeit sowie personelle Umstellungen halfen nicht mehr, den Schalter noch einmal umzulegen. Spätestens beim 24:28 (57.) war die Partie entschieden.

„Uns hat zum Ende hin in der Abwehr die Kompaktheit und im Angriff die Power gefehlt. Wir haben die Spielzüge nicht mehr in der Konsequenz gespielt, wie wir sie spielen hätten müssen, um zum Erfolg zu kommen“, analysierte Breiler. „Ich bin überzeugt“, so der HSG-Trainer, „dass es mit einer besseren Trainingswoche enger ausgegangen wäre.“ Am nächsten Sonntag müssen die Wetterauerinnen nun zum Tabellenzweiten Kurpfalz Bären reisen.

Quelle: Kreis-Anzeiger (04.03.2019)