Befreiungsschlag mit Belohnungsfaktor
NIDDA – Die Belohnung für das Geleistete ließ nicht lange auf sich warten. Noch in der Kabine übermittelte Christian Breiler seinen Handballerinnen die frohe Kunde: Ein trainingsfreier Montag. Diesen hatten sie sich zuvor redlich verdient. Denn gegen den Aufsteiger HSG Rodgau Nieder-Roden feierte die HSG Gedern/Nidda einen 33:26 (21:11)-Heimerfolg. Der zweite Sieg in Serie für den heimischen Drittligisten. Und der nächste Schritt auf dem Weg aus dem Tal.
HSG Gedern/Nidda –
HSG Rodgau Nieder-Roden 33:26
Zumindest eine Halbzeit lang zeigten die Wetterauerinnen, was sie zu leisten imstande sind. Da wurde der Neuling mächtig überrollt. Die Zehn-Tore-Führung zur Pause spricht für sich, zwischenzeitlich betrug die Differenz zu Beginn der zweiten Hälfte gar 14 Treffer. Dass sich dieser Vorsprung in der Folge noch massiv reduzierte, war für die Protagonisten nebensächlich. „Dieses Mal“, sagte Trainer Breiler, „ist mir das egal.“
Denn es gilt: Die schwierige Gesamtsituation, für die der Saisonstart gesorgt hat, kann die Spielgemeinschaft nur Schritt für Schritt hinter sich lassen. „Wir haben nicht die leichteste Phase. Mit den letzten beiden Siegen ist die Mannschaft aber auf dem besten Weg, sich da herauszuarbeiten“, analysierte Breiler. Ein maßgeblicher Grund für diese These: Dass seine Mannschaft im Vergleich zum wackligen 18:17-Sieg in Chemnitz dieses Mal noch eine Schippe drauflegte und sich souverän durchsetzte. „Es hat allen mal gut getan, so einen klaren Sieg einzufahren“, befand der HSG-Coach. Ganz ähnlich sah es auch Rückraumspielerin Hanna Rösner. „Es ist ein Befreiungsschlag, dass wir nach diesem Kampfspiel in der letzten Woche nun so ein Spiel gezeigt haben“, freute sich die 22-Jährige.
Dabei hatten die ersten Minuten gar nicht einmal darauf hingedeutet. Bis zum 4:4 (9.) war diese Begegnung äußerst ausgeglichen verlaufen. Danach aber legte die HSG Gedern/Nidda in der Defensive die Grundlage für ihren Erfolg. Zum einen gab die gute Torfrau Sandra Elisath ihren Vorderleuten mit zahlreichen Paraden Sicherheit. Zum anderen zog der Zweitliga-Absteiger den Gästen aus dem Offenbacher Landkreis mit einer auf hohen Intensitätslevel vonstatten gehenden Deckungsarbeit den Zahn. Freilich spielten der Breiler-Sieben die Schwächen des Gegners in die Karten. Denn der agierte vorne schlichtweg zu ungenau, leistete sich bei Anspielen an den Kreis oder auf die Außenpositionen immer wieder Ballverluste.
Was zur Folge hatte, dass Gedern/Nidda den Aufsteiger nach allen Regeln der Kunst überrannte. Via zweite Welle stellte die sechs Mal erfolgreiche Linksaußen Isabell Schüler auf 7:4 (12.), Rechtsaußen Kirsten Schindler erhöhte per Siebenmeter auf 10:5 (16.). Nieder-Roden reagierte auf die mangelnde Durchschlagskraft – und versuchte es mit der siebten Feldspielerin. Doch dieser Schuss ging nach hinten los. Ein Ballverlust, ein Fehlwurf – und auf der Gegenseite traf Schindler zwei Mal ins leere Tor und brachte ihre Farben damit mit 12:6 (19.) in Front. Spätestens danach waren alle Knoten gelöst. Mit Selbstvertrauen im Rücken lief es plötzlich wie am Schnürchen, ob im Positionsspiel oder beim schnellen Umschalten. Es war eine Machtdemonstration, die aufzeigte, welche Wucht die Wetterauerinnen entwickeln können. „Wir wurden in Grund und Boden gerannt“, fasste es Nieder-Rodens Trainer Matthias Jünger zusammen. So trieb die Spielgemeinschaft die Führung bis zum 19:8 (27.) kontinuierlich in die Höhe und lag zur Pause mit 21:11 vorne.
Bis zum 26:12 (37.) war nicht absehbar, dass Nieder-Roden letztendlich noch glimpflich davonkommen sollte. Danach aber schlichen sich sowohl im Angriff als auch in der Abwehr Fehler ein, die dafür sorgten, dass der Vorsprung deutlich schrumpfte. In Gefahr geriet dieser Erfolg freilich dennoch nie. Weshalb nach der Schlusssirene allseits große Erleichterung herrschte – und die HSG-Ballwerferinnen heute einen handballfreien Abend genießen dürfen.
HSG Gedern/Nidda: Elisath, Heß (ab 41.); Rösner (4), Schüler (6), Niebergall (1), Kraft, Pfaff (n.e.), Schmeißer, Kaiser (5), Amos (4/2), Nowak (3), Schindler (8/2), Nau, Mitzkat (2).
HSG Rodgau Nieder-Roden: Vogt (15. – 46.), Kretzschmer; Burgard, Bretz (1), Portakal (1), L. Keller, Bulic, Gotta, Koss (1), Magnago (7/2), K. Keller (3), Stöhrer, Göbel (4), Hess (1), Heßler (8).
Schiedsrichterinnen: Kleinhenz/Wenzke (Niederlauer/Bad Kissingen) – Zuschauer: 320 – Zeitstrafen: 4:2 Minuten (Nowak (2)/Magnago) – Siebenmeter: 4/4:2/2 – Spielfilm: 5:4 (10.), 10:5 (16.), 15:6 (23.), 21:11 (30.), 26:12 (37.), 29:20 (50.), 33:26 (60.).
Quelle: Kreis-Anzeiger (28.10.2019)